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ORT DES SCHICKSALS

Roman

Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)

Keine zehn Minuten waren vergangen, da fuhr er auch schon in den Hof. Attraktiv wie immer. Er hatte sehr muskulöse Arme und Beine, durchtrainiert von oben bis unten. Ich konnte mir gut vorstellen, wie er … Okay, weiter wollte ich jetzt nicht denken, denn sonst war es vorbei mit meiner Konzentration und ich würde nur noch Blödsinn reden. Zusammenreißen, liebe Lena. „Hey, schon wieder so sportlich unterwegs? Wahnsinn, ich bewundere dich. Leider bin ich meistens zu faul, um Sport zu machen.“ Er lachte. Seine strahlend weißen Zähne blitzten hervor. „Du hast es aber auch gar nicht nötig, Lena, so dünn, wie du bist. Du darfst ruhig etwas an Gewicht zulegen. Das schadet dir auf keinen Fall.“ Ich wusste, dass ich viel zu mager geworden war im letzten Jahr. Aber da stand mir auch der Sinn nicht gerade nach Essen. „Na ja, zu viel ist auch nicht gesund“, erwiderte ich. Nach und nach erzählte ich ihm von dem Gespräch heute Morgen mit Frau Kirchberger. Auch davon, dass sie ebenfalls daran interessiert war, einiges zu entsorgen und aufzuräumen. „Also, ein paar von meinen Freunden wären bereit, uns zur Hand zu gehen“, sagte Jürgen daraufhin. „Das ist doch toll, du bist ein Schatz.“ Ich umarmte ihn überschwänglich und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Sofort legte er seine starken Arme um mich und drückte mich an sich. Unbeschreibliche Gefühle kamen in mir hoch. Und schon wieder, wie immer, wenn er mich berührte, wurde mir leicht schwindelig vor Glück. Tief schaute er mir in die Augen, und dann küsste er mich ganz vorsichtig und zart. Ich erwiderte seinen Kuss. Ringsherum drehte sich alles, und die Zeit blieb einfach stehen. Irgendwann lösten wir uns voneinander. Keiner von uns beiden sagte etwas, wir schauten uns einfach nur an. Ich zitterte am ganzen Körper, ich merkte, dass auch Jürgen sehr erregt war. Ich wollte mit ihm schlafen. Aber nicht hier und nicht jetzt. Natürlich hätte ich es am liebsten sofort mit ihm getan, aber mein Gefühl sagte mir, es sei zu früh. Und er sollte auf keinen Fall denken, ich würde schon ein paar Tage nach dem Kennenlernen mit einem Mann ins Bett steigen. Das war auch nicht ich. Ich kannte Jürgen einfach noch viel zu wenig, das reichte nicht. Wir mussten uns beide noch gedulden. Ich hatte zwar seit Jens mit keinem einzigen Mann Sex gehabt, aber trotzdem wollte ich jetzt nichts überstürzen. Jürgen war wahnsinnig gutaussehend, wahrscheinlich würde sich jede Frau alle zehn Finger ablecken, wenn sie ihn bekommen könnte. Er hatte eine Ausstrahlung und ein Auftreten, echt unwiderstehlich. Man konnte so gut mit ihm reden, er hörte einem wirklich zu. Das war so toll. Dennoch durfte das jetzt noch nicht passieren. Obwohl ich wusste, dass er es genauso wollte wie ich. „Jürgen, ich …“ Er legte mir den Zeigefinger auf die Lippen. „Es ist okay, wirklich. Wir müssen nichts überstürzen.“ Er umarmte mich und zog mich an sich. Ich schloss meine Augen und genoss einfach seine Nähe. Das war wunderschön. Jürgen hatte sich nach etlichen Küssen von mir verabschiedet, und ich machte mich auf den Weg zu Maria, der Frau, die ich im Museumsdorf kennengelernt hatte. Ich war bei ihr zum Kaffee eingeladen. Sie hatte mir den Weg zu ihrem Haus gut erklärt am Vortag, und es war dann auch nicht schwer zu finden. Es war ein kleines, aber sehr schönes Gebäude, in dem Maria wohnte. Die Fassade strahlte in einem satten Gelbton, mit weißen Fenstern. Im Garten blühten bereits wunderschöne Frühlingsblumen. Die Krokusse waren gerade am Verblühen, Tulpen, Hyazinthen und Primeln, auch Schlüsselblumen genannt, zeigten sich in voller Pracht. Ich liebte Blumen über alles. Meine Mutter hatte früher immer die schönsten Blumen gepflanzt in unserem Garten. Unsere Nachbarn bewunderten sie dafür. Auch Jens und ich hatten damals einen sehr schönen und gepflegten Garten, den ich mir aber von einem Gärtner hatte bearbeiten lassen. Irgendwie mutete ich es mir nicht zu, das alles selber anzupflanzen. Doch jetzt konnte ich es mir sogar vorstellen, so etwas aus eigener Kraft zu schaffen. Na ja, mit meiner kleinen Wohnung in München konnte ich das sowieso vergessen. Da war ringsum alles zugepflastert und zubetoniert, da gab es nicht viele grünen Flächen, geschweige denn Blumen. Maria hatte mich schon gesehen und öffnete soeben die Haustüre. „Hallo Magdalena, schön, dass Sie gekommen sind. Nur herein mit Ihnen.“ Sie reichte mir ihre Hand und lächelte mich freundlich an. Ihre Küche war nicht sehr groß, aber dafür umso gemütlicher. Auf dem kleinen Tisch stand eine Vase mit roten Tulpen darin. „Bitte setzen Sie sich doch. Ich hab Kuchen gebacken, ich hoffe, Sie mögen Marmorkuchen.“ Sie servierte mir eine Tasse mit dampfendem Kaffee, schnitt ein großes Stück von der Mehlspeise ab und legte dieses auf einen Teller, den sie mir ebenfalls hinstellte. Der Kuchen sah echt lecker aus. Mir lief das Wasser im Mund zusammen. „Ja, ich bin mir sicher, dieser Kuchen schmeckt herrlich. Er sieht jedenfalls so aus.“ Auch Maria nahm sich ein Stück und eine Tasse Kaffee. Dann setzte sie sich zu mir. „Erzählen Sie mal, was haben Sie denn alles gemacht in den letzten Tagen? Sind Sie schon viel rumgekommen in unserer Gegend? Das Wetter spielt ja Gott sei Dank mit.“ „Ja, ich hab mir schon einiges angesehen. In der Stadt Salzburg war ich, da gibt es wirklich viel zu sehen. Die Festung ist so toll, da war ich schon oben. Der Salzburger Dom, ein Traum, überhaupt die Altstadt ist wunderschön. Da könnte man stundenlang herumspazieren.“ „Ja, das stimmt, dort halte ich mich auch noch immer gerne auf, obwohl ich alles schon x Male gesehen habe.“ Wir unterhielten uns angeregt über die reichlich vorhandenen Sehenswürdigkeiten der schönen Stadt. Zwischendurch biss ich immer wieder ein Stück vom Marmorkuchen ab, der irrsinnig gut schmeckte. Maria war mir wirklich sehr sympathisch, daher bot ich ihr nach einer Weile das ‚Du‘ an. Hocherfreut nahm sie es an. „Das ist so toll, dass wir uns so gut verstehen, Magdalena. Du bist eine sehr nette Person.“ Ich bot ihr schließlich auch an, mich Lena zu nennen. „Wie lange wirst du denn noch bleiben? Hoffentlich schon noch ein paar Tage. Wir müssen unbedingt etwas zusammen unternehmen, solange du noch hier bist. Wir könnten auf den Gaisberg hinauffahren, von dort oben hat man eine tolle Aussicht. Oder nach St. Wolfgang, an den Wolfgangsee. Im Weißen Rössl dann Salzburger Nockerl essen, was hältst du davon?“ Maria wirkte vollauf begeistert. „Ja, warum nicht? Du kennst dich hier aus und kannst mir einiges zeigen.“ Ich freute mich schon darauf, aber ich musste auch an Frau Kirchberger und an den Bauernhof denken. An den Hund und die Katzen, die ich zu versorgen hatte, und daran, was ich mir vorgenommen hatte. Nämlich den Hof halbwegs auf Vordermann zu bringen. Das war eigentlich momentan das Allerwichtigste, bevor Frau Kirchberger vom Krankenhaus entlassen wurde. „Weißt du, Maria, ich muss dir etwas erzählen. Ich hab da eine alte Frau kennengelernt. Sie liegt zurzeit im Krankenhaus in Salzburg mit einer Lungenentzündung. Sie hat einen alten, ziemlich heruntergekommenen Bauernhof, aus dem sich aber etwas machen ließe. Man müsste nur richtig aufräumen. Leider nimmt das viel Zeit in Anspruch, da alles sehr vernachlässigt worden ist. Ihr Mann ist vor ungefähr zwei Jahren gestorben, und ihr Sohn kümmert sich nicht um sie, der lebt in Hamburg. Sie hatte auch eine Tochter, aber die ist leider bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Und diese Frau ist jetzt ganz alleine. Anscheinend hat sie noch eine Schwester, aber die will ihr nichts Gutes. Mit der möchte sie auch keinen Kontakt, oder zumindest so wenig wie möglich.“ Maria war ganz ruhig geworden. Ihr Lächeln war verschwunden, und sie war plötzlich ganz blass.weiterlesen

Sprache(n): Deutsch

ISBN: 978-3-903259-43-0 / 978-3903259430 / 9783903259430

Verlag: Verlag am Sipbach

Erscheinungsdatum: 05.01.2023

Seiten: 332

Umschlaggestaltung von Wolfgang Maxlmoser
Autor(en): Katharina Schlüßlbauer

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