Ostern in der modernen Kunst
Produktform: Buch / Einband - fest (Hardcover)
Bei der Analyse und Interpretation des neunteiligen Altars „Das Leben Christi“ (1912) von Emil Nolde schreibt der Kunsthistoriker Horst Schwebel: „Die ‚Kreuzigung‘ steht also nicht isoliert, ist auch nicht ein ‚letztes Wort‘ wie bei vielen Künstlern dieses Jahrhunderts, sondern ist Teil des Erlösungsdramas, an dessen Anfang und Ende das Wunder steht. Darum überrascht es auch nicht, daß die vier Bilder nach der ‚Kreuzigung‘ den österlichen bzw. den nachösterlichen Christus zum Thema haben. Es sind dies ‚Die Frauen am Grabe‘…, die ‚Auferstehung‘ selbst, Christus als feurige Lichterscheinung in einer glühenden Mandorla, dann ‚Christus und Thomas‘ und die ‚Himmelfahrt‘. Das Thema ‚Auferstehung‘ ist in der Kunst der Gegenwart ein seltener Gegenstand der Darstellung. Die Künstler dieses Jahrhunderts schrecken – im Unterschied zu den Künstlern des Barock etwa – davor zurück, über Kreuzigung und Sterben hinaus Christus als Auferstandenen, gen Himmel Fahrenden oder als Pantokrator darzustellen.“ Die beiden letzten Sätze, die sich auf die Kunst des 20. Jahrhunderts beziehen, können durch die Vielzahl der in dieser Veröffentlichung vorgestellten und genannten Werke moderner Künstlerinnen und Künstler zum Thema „Ostern“ vielleicht ein gutes Stück revidiert werden. Zwar haben sich die Künstler des vergangenen Jahrhunderts sehr viel häufiger mit den Themen „Passion“ und „Kreuzigung“ Jesu auseinander gesetzt, was durch die vielen Schrecknisse, Verfolgungen, Grausamkeiten und Kriege dieser Zeit motiviert war, doch haben sie sich auch vielfach durch die biblischen Themen „Auferstehung“ und „Ostern“ oder durch allgemein menschliche Themen wie „Neuanfang“, „Aufbruch“
oder „Verwandlung“ inspirieren lassen.
30 solcher Werke werden in dieser Publikation ausführlich analysiert, interpretiert und meditiert. Die Auswahl der Bildbeispiele ist natürlich recht subjektiv, spiegelt aber hoffentlich einen repräsentativen Querschnitt wider. Bei einigen Bildanalysen konnte ich auf eigene frühere Predigten (Bert Gerrsheim, Theresia Schüllner, Brigitte Trennhaus) oder Veröffentlichungen (Michael Irmer, Heinz Mack, Alfred Manessier) zurückgreifen. Ein Drittel der vorgestellten Werke wurde direkt für einen Kirchenraum geschaffen: als Fenster, Kreuzwegstationen oder Tabernakel. Die Mehrzahl der folgenden Arbeiten entstand aufgrund der freien, unabhängigen und ganz persönlichen Beschäftigung der Künstler mit den biblischen Texten oder den tradierten Auferstehungs-Ikonographien. Die Bedeutung für das Christusbild ist vor allem darin zu sehen, dass diese Arbeiten moderner Künstler zum Thema „Ostern“ zaghaft versuchen, etwas von der Göttlichkeit Christi anzudeuten oder zurückhaltend daran zu erinnern, dass das Irdisch-Sichtbare nicht die ganze Wirklichkeit ist. Die Arbeiten wollen vielfach das Geheimnisvolle, das Unfassbare, das Himmlische vor Augen stellen. Dabei ist formal und stilistisch die ganze künstlerische Bandbreite von recht lyrischen bis extrem expressiven Werken zu beobachten. Auch fast alle Materialien kommen zum Einsatz: Gemälde, Holz, Bronze und Glas, wobei natürlich vor allem Glasfenster ein ideales Medium zur Erfahrung von transzendentem Licht und mystischer Transparenz sind.
Einige österliche Themen, von denen es meines Wissens nur ganz wenige moderne Bildbeispiele gibt, habe ich weggelassen: z.B. die „Höllenfahrt Christi“ (die u.a. Emil Nolde und Max Beckmann dargestellt haben) oder die „Himmelfahrt Christi“ (die u.a. Emil Nolde, Wilhelm Morgner und Josef Hegenbarth gestaltet haben). Von einigen österlichen Themen gibt es meines Wissens gar keine neueren bildnerischen Umsetzungen: z.B. „Der Wettlauf von Petrus und Johannes zum Grab“ oder „Die Erscheinung Christi am See Tiberias“. Da die Intentionen der Künstler der Moderne sehr unterschiedlich und individuell sind (es gibt ja nicht die moderne Kunst), habe ich versucht, zunächst die Ideen, theoretischen Hintergründe und vor allem auch die persönliche Einstellung zur Bibel der einzelnen Künstler aufzuzeigen, um danach eine möglichst ausführliche Analyse der Farben,
Formen und Darstellungen der Werke anzuschließen. Diese Analysen und Assoziationen sind naturgemäß recht subjektiv. Sie können und wollen jeden Betrachter anregen, sich selbst mit den Arbeiten auseinander zu setzen und gegebenenfalls zu eigenen Sichten und Interpretationen zu kommen. Allen Arbeiten sind jeweils Gedanken oder Gedichte moderner Lyrikerinnen oder Lyriker zugeordnet, die die vorgestellten Bilder ergänzen oder inhaltlich weiterführen. Die Gesamtheit der Bilder ist folgendermaßen eingeteilt: Zunächst werden in chronologischer Folge fünf Arbeiten vorgestellt, denen keine direkten biblischen Texte zugrunde liegen – Darstellungen des „Vorgangs“ der „Auferstehung Christi“ -, die aber gleichsam „Grundlage“ und „Ausgangspunkt“ der folgenden vier biblischen Themenkreise sind. Diese werden in der Reihenfolge der heute in den Bibelwissenschaften angenommenen Entstehungszeiten der Evangelien behandelt: „Die Frauen am Grab“ (Markus-Evangelium), „Die Emmausjünger“ (Lukas-Evangelium), „Christus und Maria Magdalena“ und „Christus und Thomas“ (Johannes-Evangelium). Als letzte Themengruppe werden zehn symbolische bzw. abstrakte Auferstehungs-Umsetzungen vorgestellt, die sich vielleicht in ihrer zeichenhaften Abstraktheit am adäquatesten dem Geheimnis des Themas „Auferstehung“ annähern können. Innerhalb der Themengruppen sind die Arbeiten chronologisch geordnet (mit Ausnahme des Irmer-Bildes, das ich bewusst an den Schluss platziert habe). Im Rahmen dieser Abschnitte wird auf weitere bildnerische Umsetzungen durch moderne Künstler hingewiesen, wobei diese Hinweise selbstverständlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Den biblischen Themengruppen wird jeweils der biblische Text in der markanten Übersetzung von Fridolin Stier vorangestellt.weiterlesen
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