Otto Blumenthals Tagebücher
Ein Aachener Mathematikprofessor erleidet die NS-Diktatur in Deutschland, den Niederlanden und Theresienstadt
Produktform: Buch / Einband - fest (Hardcover)
Aus dem Nachwort des Herausgebers Erhard Roy Wiehn
„Es ist entsetzlich, und die Folgen werden noch entsetzlicher sein."
Otto Blumenthals (1876–1944) Tagebücher haben es wahrhaftig in sich. In mehr als eineinhalb tausend Tagebucheinträgen von Sonntag 1. Januar 1939 bis Donnerstag 22. April 1943, über vier Jahre und vier Monate also, notiert er akribisch Tag für Tag von morgens bis abends oder nachts alle Ereignisse, die ihm wichtig erscheinen und dokumentiert damit sein eigenes Schicksal, das Schicksal seiner Frau und Familie sowie das vieler Leidensgefährten in der Nazidiktatur, ohne dabei die vielen mutigen Menschen zu vergessen, die immer wieder zu helfen versuchten. Es ist der Leidensweg eines hochgeachteten Mathematikprofessors an der Technischen Universität Aachen durch Anfeindungen und Verleumdungen, Entrechtung, Emigration nach Holland, Ausbürgerung aus Deutschland, Demütigungen ohne Ende bis zur Deportation von Westerbork (Holland) nach Theresienstadt, wo er Ende 1944 stirbt.
Otto Blumenthal und seine Frau waren evangelische Christen jüdischer Herkunft, die am 17. Juli 1939 von Aachen in die Niederlande emigrierten, am 11. Januar 1941 ausgebürgert wurden, deren Ausweise ab dem 14. Juli 1941 den J-Stempel trugen, und die ab 3. Mai 1942 den gelben Judenstern tragen mußten. Professor Blumenthal war drei Jahre lang im Ersten Weltkrieg und Träger des EK II, was ihm allerdings nur half, in Theresienstadt und nicht gleich in Auschwitz zu enden. Bereits am 28. Januar 1941 wurde ihm von der Universität Göttingen der Doktor-Titel aberkannt (und posthum am 27. Oktober 2004 wiederverliehen bzw. zurückerstattet). Otto Blumenthal war jedoch bereits am 13. November 1944 in Theresienstadt verstorben, seine Frau Mali schon am 21. Mai 1943 im holländischen NS-Durchgangslager Westerbork.
Otto Blumenthals inhaltsreiche, faszinierende, ergreifende Tagebücher wären ohne Dr. Volkmar Felsch wohl nie veröffentlicht worden, und sie wären ohne seine sorgfältige Transkription und ohne seine ebenso akribischen wie umfassenden Recherchen, Erklärungen und Kommentare allenfalls nur halb so verständlich und aufschlußreich, weshalb ihm für seine jahrelange und außerordentlich engagierte Erinnerungsarbeit besonders herzlicher Dank gebührt.
Otto Blumenthal hat schon zu Beginn des Zweiten Weltkriegs am 1.9.1939 gesehen und vorausgesehen: "Es ist entsetzlich, und die Folgen werden noch entsetzlicher sein."weiterlesen
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