'Er hasste die Tote. Selbst jetzt, in ihrem erbärmlichen Zustand, empfand er nicht das geringste Mitgefühl. Sie hatte es nicht anders verdient, dieses Miststück. Dünkte sich als etwas Besseres. Hatte ihn das immer wieder spüren lassen. Die Erinnerung kochte in ihm hoch. Da war wieder der Druck auf den Ohren und er merkte, wie ihm die Luft wegblieb. Diese Attacken waren ihm von Kindesbeinen an nur zu vertraut. Unter normalen Umständen wusste er sich zu helfen, indem er ruckartig schnüffelnd die Luft einsog, bis es nicht mehr ging, um sie dann pfeifend durch die zusammengepressten Lippen auszustoßen. Doch diesmal löste sich die Verkrampfung nicht.' In einer rheinischen Kleinstadt wird Anfang der 70er Jahre eine Rentnerin ermordet. Kriminalkommissar Martin Broschkat erhält den Auftrag, zusammen mit seinem Assistenten Kurt Wallmann das Verbrechen aufzuklären. Zunächst deutet alles auf einen gewöhnlichen Raubmord hin, doch je länger sich Broschkat mit dem Fall beschäftigt, um so mysteriöser wird die Geschichte. Er entschließt sich, den Ungereimtheiten nachzugehen und gerät in den Dunstkreis einer Verschwörung, deren Hintergrund er mehr erahnt als wirklich begreift. Ohne Wissen seines Chefs entschließt er sich auf eigene Faust 'parallel' zu ermitteln. Er nimmt eine Erkrankung zum Vorwand, löst sich mutig aus seiner provinziellen Enge und reist in die Staaten. In Burlington/Vermont klärte sich dann so manches. Die Begegnung mit der amerikanischen Sozialwissenschaftlerin Abigale Jacobson, einer jüdischen Holocaust-Überlebenden, konfrontiert ihn nicht zuletzt mit seinen eigenen Unzulänglichkeiten und mit der dunklen Seite seines Familienerbes. Ein Krimi mit Bezügen zur Agentenwelt der Geheimdienste, auch eine Beziehungsgeschichte, aber vor allem das Psychogramm eines Menschen, der sein Schicksal zu bewältigen versucht.weiterlesen