Paul V. Borghese (1605-1621)
Mikropolitische Papstgeschichte
Produktform: Buch / Einband - fest (Hardcover)
Die leitende Perspektive dieses Werkes ist die mikropolitische, das heißt der personen- und familienorientierte Charakter römischer Interaktion. Zunächst werden die Spielregeln von Mikropolitik allgemein dargelegt, dann im Einzelnen der Umgang mit Ressourcen und mit symbolischem Kapital, mit Familienpolitik und mit Netzwerkpolitik. Es folgt eine Analyse der verschiedenen Positionen und Institutionen der Kurie aus personengeschichtlicher Perspektive. Im zweiten Teil des Buches wird dann im Einzelnen dargestellt, wie und mit welchen Ergebnissen nach diesen Mustern in verschiedenen Netzwerken mikropolitisch gehandelt wurde. Dabei geht es zunächst um die Netzwerke der in Rom präsenten großen Dynastien mit den Papstfamilien Borghese und Aldobrandini an der Spitze. Es folgen Untersuchungen institutionaler Netzwerke, vor allem von Orden, wobei neues Licht auf die Affäre Galilei zwischen Dominikanern und Jesuiten und auf den heiligen Filippo Neri fällt. Schließlich kommt Roms Vernetzung mit dem katholischen Europa zur Sprache, zuerst mit Städten des Kirchenstaats, dann mit den selbständigen Fürstentümern und Republiken Oberitaliens, schließlich mit dem übrigen katholischen Europa, wobei die Schwerpunkte im komplexen Gefüge des zusammengesetzten spanischen Imperiums und in Frankreich liegen müssen. Nicht nur dass Paul V. mit diesem Buch endgültig zum derzeit besterforschten Papst der frühen Neuzeit geworden ist. Darüber hinaus darf die konsequent durchgehaltene mikropolitische Perspektive auch als innovativ für historische Forschung allgemein gelten.
Dieser außergewöhnliche Beitrag zur Geschichte des Papsttums und der römischen Kurie fasst zahlreiche frühere Detailuntersuchungen des Verfassers seit 1967 mit den Ergebnissen von anderthalb Dutzend von ihm betreuter Arbeiten zusammen. Außerdem wertet das Buch eine prosopographische Datenbank von 2346 Personen der Kurie und ihres Umfeldes auf 456 Positionen aus, die der Verfasser während 40 Jahren erarbeitet hat. Diese Datenbank liegt dem Buch auf CD bei.
Der Verfasser war nach fünf Jahren Archivarbeit in Rom später als Professor für neuere Geschichte in Augsburg und von 1990 bis 2002 in Freiburg tätig. Seit 2005 ist er Fellow des renommierten kultur- und sozialwissenschaftlichen Max-Weber-Kollegs in Erfurt. 2001 erhielt er den deutschen Historikerpreis, 2004 ungeachtet kritischer Ergebnisse den Preis des Fürstenhauses Borghese für Forschungen zur Geschichte Roms.weiterlesen
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