Pedro Lenz von Samanta Siegfried
Der Regen zieht Fäden vom Himmel, als ich im roten Wagen von Pedro Lenz in Richtung Heimat fahre. »Hier, da war früher die Metzgerei, und hier ein Veloladen. Und das, dieses beige komische Haus, direkt an der Straße. Da bin ich aufgewachsen.« Schummertal. November. An jenem Ort beginnt auch sein Roman »Der Goalie bin ig«. Und tatsächlich fühlt es sich unterwegs mit Pedro Lenz zuweilen an wie in einem seiner Romane. Nicht nur die Schauplätze ähneln sich. Auch die Menschen, die darin vorkommen. Zum Beispiel die Büezer, mit denen er damals auf der Baustelle arbeitete, neuneinhalb Stunden am Tag, durchgefroren bis auf die Knochen, immer in Bewegung, »nicht leer warten Pedro!«, immer in Bewegung bleiben. »Wenn heute einer sagt: Schriftsteller, das ist doch keine richtige Arbeit. Dann kann ich das verstehen.«
Vom Maurer zum Schriftsteller, so wird Lenz heute gerne verkauft. Doch dazwischen liegen Brüche, Prägungen, so manch eine Kehrtwende. Zweifel und Zufälle. Auf jeden Fall ist er einer, der sich in verschiedenen Milieus Zuhause fühlt und mit einer Natürlichkeit auf sein Gegenüber zugeht, die auch mich verblüffte. »Hey Pedro, ich hatte meinen Hund nach dir benannt«, haut ihn eine ältere Frau in einer Beiz in Langenthal an. »Er hieß Goalie. Er war ein Guter!«weiterlesen