Studien zur erziehungswissenschaftlichen Komplexitätsforschung
Produktform: Buch
Kaum ein Text, in dem der Hinweis auf Komplexität fehlt. Unabhängig von Themenwahl, theoretischer Provenienz, Methodik oder Disziplinenzugehörigkeit wird mit Hinweis auf Komplexität argumentiert.
Der Ausdruck ›Komplexität‹ wird dabei oft wie eine Leerformel gebraucht: komplex ist, was komplex ist, weil es komplex ist. Demgegenüber ist aber auch zu konstatieren, dass vermehrt solche Problemstellungen die Diskussionen beflügeln, die Komplexes eigens zum Thema machen. Die Komplexität von Planungen und Entscheidungsprozessen, der Abschätzung von Folgen und der Zurechnung von Verantwortung, von Verwaltungen oder ethischen Fragestellungen angesichts des technologischen Wandels ist seit Jahrzehnten ein Thema intensiver Forschung und Theoriearbeit. Es gibt in der Wissenschaft also längst schon das systematisch bearbeitete Problem ›Komplexität‹. In der Erziehungswissenschaft scheint das Pendel noch vermehrt in Richtung Leerformel auszuschlagen. Eine facheinschlägige Komplexitätsforschung, die eigene Begriffe definiert und eigene Forschung generiert sowie theoretisch kontrolliert, führt bislang jedenfalls eher ein bescheidenes Schattendasein. Wann und wie Komplexität unzulässig reduziert wird, wo und wie Komplexität auszuhalten ist, was überhaupt ein facheinschlägiger Begriff von Komplexität sein könnte – das sind offene, nicht aber systematisch gestellte Fragen.
Die in diesem Buch versammelten Studien sind als der Versuch zu begreifen, dieser Situation sowohl in grundlagen- als auch in anwendungstheoretischer Hinsicht entgegenzuarbeiten. Im Zentrum steht ein spezifischer Begriff von Komplexität, der das Fehlen von Regeln zur erwartbar erfolgreichen Problemlösung bezeichnet. Die Perspektivität von Situationen und die Dynamik von Sachverhalten verhindern einfache Lösungen. Dies gilt es theoretisch zu erfassen und zu erforschen. Die Studien beschreiben differenztheoretische Grundlagen einer fachwissenschaftlichen Komplexitätsforschung, sie zeigen am Beispiel der Bildungstheorie auf, wo Anknüpfungsmöglichkeiten bestehen, und sie behandeln den Gegenpart der Komplexitätsforschung, den ›Instruktionalismus‹.weiterlesen