Peter Kulka, Bosch-Haus Heidehof, Stuttgart
Produktform: Buch
Zu Anfang des 20. Jahrhunderts hatte sich Robert
Bosch, der Gründer des Stuttgarter Technologieunternehmens,
auf den Höhen östlich der Stadt eine
Villa gebaut, halb palladianisch, halb im Reformstil
der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Der Bau diente
den repräsentativen Verpflichtungen des Firmenchefs
und bot zugleich mit den Annehmlichkeiten seines
großen Parks und seiner freien Lage ein privates Refugium.
In der Villa Bosch residiert heute die Stiftung
gleichen Namens, für die jedoch der zur Verfügung
stehende Platz schon seit längerer Zeit nicht mehr
ausreichte. Da das Unternehmen darüber hinaus
Räume für Seminare und andere Veranstaltungen benötigte,
entschloß man sich, neben der Villa einen
Neubau zu errichten.
An einem begrenzten Wettbewerb nahmen sieben
prominente Teams teil, darunter Tadao Ando, Richard
Meier und Richard Rogers. Der Auftrag ging an den
in Köln und Dresden ansässigen Architekten Peter
Kulka. Für die Aufgabe, die Dominanz des Altbaus
nicht anzutasten und zugleich dem Neubau eine eigene
Ausstrahlung zu sichern, fand Kulka eine überzeugende
Lösung. Es entstand eine zweite, tiefer gelegene
'Villa', präzise in den Volumen und minimalistisch
in den Mitteln. Auf die Herausforderungen der Topographie,
die Blickachsen, die landschaftliche Umgebung
und die bauliche Nachbarschaft reagiert der
Bau souverän.
Kulkas Werk vereint Transparenz mit physischer
Präsenz, konstruktive Sachlichkeit mit Poesie. In seinem
Werk stellt diese Villa suburbana einen Meilenstein
dar. Kulka, Jahrgang 1937, war Schüler von Selman
Selmanagic` und hat bei Hermann Henselmann,
Hans Scharoun und in verschiedenen Partnerschaften
gearbeitet, bevor er 1979 sein eigenes Büro gründete.
Spätestens seit dem Dresdener Landtagsgebäude
(1991–94) zählt er zur Avantgarde der deutschen Architektur.
Wolfgang Pehnt, der an der Ruhr-Universität Bochum
Architekturgeschichte lehrt, ist Autor zahlreicher
Publikationen zur Baukunst des 19. und 20. Jahrhunderts;
neben seinem Standardwerk über die Architektur
des Expressionismus brachte er unter anderem
Monographien über Gottfried Böhm, Karljosef Schattner
und Rudolf Schwarz heraus. Auch der allererste
Band der Reihe Opus, über Rudolf Steiners Goetheanum,
stammt von ihm. Peter Walser arbeitet nicht nur
in seinem ersten Beruf als Architekt, sondern ist auch
als weithin gesuchter Designer und Architekturphotograph
tätig. In der Opus-Reihe war er bereits mit dem
Band über die Wallfahrtskirche in Neresheim von Balthasar
Neumann vertreten.weiterlesen