Hier werden die tragikomischen Erlebnisse eines skeptischen Stellenlosen in einem Orientierungskurs für Über-50-Jährige erzählt. Zusammen mit anderen Arbeitslosen – Schweizern und Nichtschweizern, Männern, Frauen und anderen Menschenwesen – lernt er, dass sie nicht Arbeitslose, sondern Stellensuchende sind, dass ihr fortgeschrittenes Alter kein Nachteil ist, sondern ein grosser Schatz, den man auf dem Arbeitsmarkt versteigern kann.
Eine angemessene Indoktrination liefert den Lernenden eine Art mentales Viagra, das sie motiviert und ihnen das Werkzeug vermittelt, um ein Superheld und Super-Stellensuchender zu werden. Dafür rüsten sie sich mit HEPs, Anti-HEPs, USPs und allen möglichen sonstigen Waffen und Tricks. Während sie auf dem Laufsteg defilieren, lernen sie von der Stilberaterin, sich zu Bewerbungsgesprächen korrekt zu kleiden. Dass eine Frau, die nicht besonders weibliche Beine oder Fesseln hat, diese in Hosen oder unter langen Röcken verstecken soll, dass ein Mann, der ein rosa Hemd trägt, nicht unbedingt eine Schwuchtel ist, aber solche Kleider besser meidet. Ebenso wie weisse Socken: Die seien etwas für Aargauer.
So vorbereitet, sind die Stellensuchenden imstande zu verkaufen, was sie haben, und was sie nicht haben, und dabei unnütze und störende Skrupel abzulegen, bereit, sich mit Ellbogen Platz zu schaffen und nötigenfalls einen Teppich an blutenden Mitbewerbern zurückzulassen.
Es kann gut sein, dass der Erzähler das Groteske und Surreale übertreibt, dass seine Fantasie einspringt, wo seine Sprachkenntnisse nicht ausreichen. Er schaut die Schweiz aus dem engen Blickwinkel des kleinen Kursfensters an, und es mag Aufgabe des Lesers sein, Fantasie und Wirklichkeit, Verzerrung und Realität voneinander zu trennen.weiterlesen