Philibert & Fifi
Karikaturen und Zeichnungen eines französischen Zwangsarbeiters
Produktform: Buch / Einband - fest (Hardcover)
Der junge französische Künstler Philibert-Charrin (1920–2007) wurde 1943, im Alter von 23 Jahren, vom Vichy-Regime zur Zwangsarbeit in das Deutsche Reich verpflichtet. Es folgte ein Einsatz als Erdarbeiter in der Steiermark, in der Nähe von Graz. In der Ausstellung sind zahlreiche Zeichnungen und Karikaturen zu sehen, die er während seiner Zeit als Zwangsarbeiter in den Jahren 1943 bis 1945 in der Steiermark geschaffen hat.
Charrin war ein begabter Zeichner und Karikaturist, der schon in jungen Jahren politische Karikaturen anfertigte. Er setzte sich bereits in seinen frühen Arbeiten mit dem Nationalsozialismus auseinander und karikierte Hitler, Göring und Goebbels. Während seiner Zeit als Zwangsarbeiter schuf er sich mit seinen Zeichnungen eine eigene Welt abseits der harten Arbeitsbedingungen. Mit Blick für die Eigenheiten der Menschen zeichnete er mit spitzer Feder das Lagerleben, die Arbeit und die Einheimischen. Eine Besonderheit in seinen Zeichnungen ist das Strichmännchen „Fifi“, sein Alter Ego, als beobachtender Kommentator in den Zeichnungen.
Den Karikaturen und Zeichnungen kommt eine große Bedeutung zu: Sie stellen eines der wenigen zeitgenössischen Dokumente über die Zeit der Zwangsarbeit auf dem Gebiet der früheren Republik Österreich dar und geben Einblicke in die vielfach zu wenig beachtete Geschichte der westeuropäischen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter.
Kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurden seine Zeichnungen ausgestellt und publiziert. Als französischer Künstler erlangte er in den Folgejahren mit seinen Gemälden und Collagen großes Ansehen. Für seine Karikaturen als Zwangsarbeiter interessierte sich aber niemand mehr. Er selbst verschloss diesen Lebensabschnitt in sich – bis kurz vor seinem Tod. 2016, nach mehr als 70 Jahren, zeigte das NS-DOK diesen einzigartigen Schatz zum ersten Mal nach 1946. Die Ausstellung wird nun in einer ergänzten und erweiterten Fassung gezeigt. Die Witwe Anne Charrin überließ dem NS-Dokumentationszentrum 2019 sämtliche Zeichnungen, Karikaturen und Dokumente von Philibert Charrin aus seinen frühen Jahren bis 1945. Dies war Anlass, die Ausstellung zu erneuern und ein 272 Seiten umfangreiches Buch zu veröffentlichen.weiterlesen
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