Philosophie für Neugierige
Geist, der die Welt bewegt
Produktform: Buch / Einband - fest (Hardcover)
Philosophie hat sich im Verlauf von 2500 Jahren zu einem monumentalen Gedankengebäude, oder besser und weniger prosaisch ausgedrückt, zu einem beeindruckenden Gedankenpalast entwickelt. Dabei wirkte sie nach innen und nach außen in einem Ausmaß, das nur noch mit dem der Religion vergleichbar ist.
Was heißt das genauer? Große Philosophen übten selbstverständlich innerhalb des Zirkels der philosophischen Gelehrtenrepublik eine große und breite Ausstrahlung aus. Insofern war und ist Philosophie auch eine ewige Baustelle, an der viele Meister gearbeitet haben – philosophia perrennis. Auf der anderen Seite hat Philosophie eine kaum zu überschätzende Außenwirkung nach sich gezogen. Gerade in modernen, ideologiedurchtränkten Zeiten konnte es allerdings nicht ausbleiben, daß auch die altehrwürdige Philosophie nicht nur für viele Bereiche richtungsweisend war, sondern auch als Kampf- und Machtinstrument mißbraucht wurde. Dabei standen deutsche und andere kontinentaleuropäische philosophischen Auffassungen oft quer zu angelsächsischen Überzeugungen. Nach dem Zweiten Weltkrieg bestätigte sich daher die alte geschichtliche Erfahrung, daß Sieger nicht nur ihre militärische, wirtschaftliche und finanzielle Macht ausüben, sondern den Besiegten gerade auch auf kulturellem Gebiet ihren Stempel aufdrücken. Was in diesem Fall Verdrängung und Bedeutungsschwund deutscher und insgesamt großer Philosophietraditionen zur Folge hatte. Insofern enthält Philosophie durchaus auch gewichtige politische Aspekte. Kunze nimmt dazu in seinem Buch klar Stellung, wenngleich dieses Thema freilich nicht im Vordergrund steht und stehen kann.
So sank die Philosophie jedenfalls im Laufe der Jahrhunderte herab von der Königin der Wissenschaften seit der Antike über die Magd der Theologie im Mittelalter bis sie heute fast nur noch zur Assistentin mit Gelegenheitsarbeiten für alle und alles fungiert. Mit ihrer großartigen Blüte im 18. und 19. Jahrhundert hatte sich die Philosophie noch mit Bravour dagegen gewehrt und noch einmal unvergängliche Werke mit eindrucksvoller Schöpferkraft geschaffen. Indes bleibt uns, durchaus nicht als billiger Trost: Die Zeiten ändern sich, große Philosophie verbleibt der Menschheit aber als ein herausragendes Patrimonium. Auch wenn es mal mehr, mal weniger geschätzt wird.
Unsere Zeit ist gewiß nicht das Ende der Geschichte, vielleicht erleben wir jetzt eher den Abgesang auf ein Großexperiment, das Odo Marquardt, ein zeitgenössischer Philosoph, so beschreibt: 'Die absolute Weltverbesserung mißrät zur Wettkonfusion. Das sind – seit der Französischen Revolution bis heute – die großen Enttäuschungserfahrungen des Selbermachens der Menschen, wo diese – modern – zum kommissarischen Gott avancieren: sie beruhen auf der Unverfügbarkeit der Folgen. Dann kommt es zur großen Kultur der Ausreden, zur Hochkonjunktur von Entschuldigungsarrangements, zu einem exorbitanten Sündenbockbedarf, zur Kunst, es nicht gewesen zu sein.
Dies ist ein kleines Beispiel dafür, daß Philosophie ein Nachdenken ist, über das Unmittelbare und scheinbar Selbstverständliche hinaus. Wie es aussieht, besteht daher heute erneut dringender Bedarf, uns wieder Rat bei großen Philosophen einzuholen!weiterlesen
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