Philosophische Anthropologie
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Die empirische Anthropologie beschreibt, wie Menschen leben. Die philosophische Anthropologie fragt: Was ist der Mensch? Dabei meint der singularische Begriff ‚der Mensch‘ die gemeinsame Bedingung, die alle noch so unterschiedlichen Eigenschaften ‚der Menschen‘ ermöglicht und erst zu spezifisch menschlichen Eigenschaften werden lässt – als Prinzip all dessen, was die empirische Anthropologie beschreibt. Dieses Prinzip menschlichen Verhaltens ist die Vernunft in ihrer spezifisch menschlichen Gestalt: eine endliche Vernunft, die auf ein Lernen im Dialog mit dem Wirklichen angewiesen ist. Sie ist besonderen Formen der Selbstgefährdung ausgesetzt: der unkritischen Selbst-Überschätzung, die alles wirklich Wichtige immer schon zu wissen meint und deshalb ein Lernen nicht für nötig hält, oder aber einer skeptischen Verzweiflung, die alles Wissen und darum auch alles Lernen für unmöglich hält. Diese Doppelgefahr lässt sich nur vermeiden, wenn die Vernunft sich selbstkritisch als bloßes Abbild eines göttlichen Wissens versteht, zugleich aber hoffnungsvoll als dessen wirkliches Bild begreift, nämlich als diejenige Gestalt, in der dieses göttliche Wissen immer wieder für uns gegenwärtig und erfahrbar wird. Dieses Selbstverständnis lässt sich nicht durch Beweise als notwendig erweisen; aber seine Wahrheit darf, als Möglichkeitsbedingung jeglichen Erkennens, postuliert werden. Der Mensch ist dasjenige Wesen, das alle Formen seines Tuns und Leidens nur dann auf eine seiner Natur entsprechende Weise vollziehen kann, wenn er diese seine Natur als denkendes Wesen im Sinne einer postulatorischen Hoffnung versteht.weiterlesen
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