Plattform eins versammelt drei Prosatexte, die aus unterschiedlichem Blickwinkel alltäglichen Schrecken beleuchten. Ein Erzähler schweift wie mit einem Kameraauge ausgestattet über Straßen und Hinterhöfe, „schaut“ durch Fenster in Wohnungen und schildert von Gewalt und Zerstörung geprägte Situationen. Ein Mann und eine Frau offenbaren in alternierenden Monologen den Zustand ihrer Beziehung als paranoides Gezerre um den Zugang zu Küche und Wohnzimmer. Die selbstaffirmativen Reflexionen eines Mannes schließlich künden von finaler Erstarrung und sozialer Isolation. Feindseligkeit und Ignoranz beherrschen den öffentlichen, Argwohn und Abkapselung den privaten Raum. Robert Stähr wählt zur Darstellung solcher Befindlichkeit präzise kalkuliert stilistische Register: einen unterkühlten Beschreibungsmodus, Gesten rauschhafter Subjektivität oder eine raffinierte Dramaturgie der Spiegelung. Ein dichtes Netz an Korrespondenzen, das sich über die drei Texte spannt, macht die Dimension psychosozialer Desaster evident. Mit Plattform eins schrieb Robert Stähr ein auf faszinierende Weise gegenwärtiges Prosabuch!weiterlesen