S prachkuns t a ls P O E S I S
Die Entwicklung der Sprachkunst in den ersten beiden Jahrzehnten dieses Jahrhunderts
könnte unter die Formel „vom Digitalen zum Postdigitalen“ gestellt werden. Wenn
es nicht so plakativ wäre. Beispielsweise hat Kenneth Goldsmith in dem schönen Katalog
The New Concrete zu einer „Post-Digital Concrete Poetry“ festgehalten: „Concrete
poems being written in the twenty-first century have all been strained through the digi-
tal.“ Eine Kunst, die bei der Sprache selbst als Medium und Gegenstand künstlerischer
Gestaltung ansetzt und sich den Möglichkeiten und Bedingungen von Sprachgebrauch
widmet, eine solche Kunst kann gar nicht anders, als sich mehr oder weniger direkt
auch der Digitalisierung zu stellen. Sprachkunst ist mit ihrer spezifischen Sensibilität viel-
leicht wie keine andere Kunst in der Lage, die Sprachlichkeit des Digitalen – von alphanumerischer
Codierung bis Social Media und Big Data – zu verarbeiten. So wie dies
auch in Ausstellungen reflektiert worden ist, die der Kunsttempel in Kassel seit seiner
Gründung im Jahr 1999 unter dem Label p0es1s bzw. POESIS veranstaltet hat, ob nun
im Jahr 2000 zur „digitalen Poesie“ oder 2017 zum „Postdigitalen“...weiterlesen