Poetik der Zweiten Sprache
Die Lyrik der deutsch-amerikanischen Dichterin Lisel Mueller (1924-2020). Mit drei Essays der Autorin
Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)
Lisel Mueller, als Elisabeth Neumann am 8. Februar 1924 in Hamburg geboren, am 21. Februar 2020 in Chicago gestorben, ist die einzige in Deutschland sozialisierte amerikanische Dichterin, die für ihre Lyrik mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet wurde. Ihr zwischen 1954 und 2000 entstandenes Werk besticht durch seine thematische Bandbreite und die Vielfalt politischer Subtexte.
Diese erste literaturwissenschaftliche Monografie zu Mueller versucht, das literar- und zeithistorische Beziehungsgeflecht zu rekonstruieren, in dem sich dieses Oeuvre bewegt. Dabei wird gezeigt, wie Mueller ihre Exophonie als privilegierten Zugang zu Sprache überhaupt deutet, der ihr erst das Dichten ermöglicht und selbst zu dessen Gegenstand wird. Gemeinsamkeiten dieser Poetik der Zweiten Sprache mit dem durch Sprachwechsel geprägten Dichten anderer infolge des NS-Terrors geflüchteter Autor*innen wie Rose Ausländer, Monique Bosco, Arthur Gregor, Michael Hamburger, Lotte Kramer, Felix Pollak und ruth weiss werden untersucht. Im kontrastiven Vergleich analysiert diese Arbeit schließlich den spezifischen Ansatz von Muellers Märchendichtung, die sich partiell wie eine poetische Gegenrede zu Anne Sextons Grimm (1971) lesen lässt. Muellers im Anhang wiedergegebene Essays „Two Strains: Some Thoughts About English Words“, „Learning to Play By Ear“ und „Return – a memoir“ reflektieren ihr Verhältnis zur englischen und zur deutschen Sprache und die Bedeutung ihres Lebenslaufs fürs Schreiben.
INHALTSVERZEICHNIS
I. – theoretische Vorüberlegungen 1
I.1 Nach Dichtung fragen. Gattungsdiskussion und Ausschlusspraxis 1
I.2 Die Zweite Sprache als Privileg 13
I.3 Umgang mit dem Unbewussten 17
I.4 Verortungen 20
II – auf dem Schrottplatz der Sprache 29
II.1 Dichten, wenn alles gesagt ist 29
II.2 Wo war soll werden 32
II.3 Mueller meets Hofmannsthal 36
II.4 Dürftigkeit gestalten 39
II.5 Was bedeutet Sekundarität? 40
II.6 Sekundär aus Prinzip 45
II.7 Poetiken des Sekundären 47
II.8 Dichten nach dem Tod 50
II.9 Zweitsprache als Rezeptionsrisiko 56
II.10 Eine kleine Schrottplatzkunde 62
II.11 Der Müll der Alten Welt 79
II.12 Das Lied vom Anti-Selbst 89
II.13 Das Eigene ist sekundär 99
III. Überleben 107
III.1 Flucht ins Glück: Biografische Möglichkeiten 107
III.1.1 Bilder der Überfahrt 107
III.1.2 Untote Vergangenheit 108
III.1.3 Der Autor ist tot – es lebe die Autorin! 110
III.1.4 Keine Bekenntnisse 115
III.1.5 Fluide Geschlechtlichkeit, irreale Realität 122
III.2 Skizze eines Lebenslaufs 124
III.2.1 Hamburg 124
III.2.2 Aufbruch 131
III.2.3 Sprache der Liebe 133
III.2.4 Und so weiter 139
III.2.5 Knots tying threads to everywhere 147
III.2.6 Dichten lehren 149
III.2.7 Das Land, das Heimat hätte sein sollen 153
III.2.8 Anders sehen 159
III.3 Zusammen klingen 164
III.3.1 Vom Klang zum Wort – Verdichtungen 164
III.3.2 Vom Wort zum Klang – Vertonungen 165
IV. Exil als Heimat 177
IV.1 Die Grenzen des Exils 177
IV.2 Entgrenzung des Exils 189
IV.3 „...among these poets“: Jenseits der Strömungen 196
IV.4 Britische Gegensätze 204
V. Auch ich war im Märchenwald 217
V.1 Herkunft und Hinrichtung 217
V.1.1 Männer, Mythen, Mütter, Märchen 217
V.1.2 Ursuppe mit Einlage: Muellers Märchenlektüren 225
V.1.3 Sexton: Nazis im Knusperhäuschen 229
V.2 Märchen dichten 232
V.2.1 That Story: Anne Sextons 234
V.2.2 Do not enter: Lisel Muellers „Voices from the Forest“ 249
VI. „Begin again“, the letter ends: Fazit und Ausblick 283
Bibliographie 293
Anhang: Drei Essays von Lisel Mueller 345
I. Two Strains: Some Thoughts About English Words (1979), LTPBE: 46-55 345
II. Learning to Play By Ear (1980), LTPBE: 33-37 352
III. Return – a memoir (1986), LTPBE: 38-45 355
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