Radical Democracy and Art Institutions
n.b.k. Konzert 88
Produktform: Video (sonst.)
Diskussion mit Vasyl Cherepanyn (Leiter des Visual Culture Research Center, Kiew), Oliver Marchart (Professor für Politische Theorie, Universität Wien), Nora Sternfeld (Professorin für Kunstpädagogik, Hochschule für bildende Künste Hamburg) und Dana Yahalomi (Leiterin von Public Movement, Tel Aviv).
Bereits seit geraumer Zeit wird der politische Zustand, in dem sich die westlichen Demokratien befinden, von unterschiedlichen Denker*innen als „postdemokratisch“ bezeichnet: Die Beteiligungsmöglichkeit der Bevölkerung an der Demokratie sei größtenteils auf das periodische Wählen von Regierungsvertreter*innen beschränkt, die wählbaren politischen Parteien würden die Bevölkerung nicht überzeugend repräsentieren, das Regierungsgeschäft werde Technokrat*innen überlassen. Angesichts dieser Entwicklungen haben sich vermehrt Stimmen erhoben, die nach einer Radikalisierung von Demokratie rufen. Der Anspruch der sogenannten Radikalen Demokratie ist simpel und doch komplex in der Umsetzung: Die Radikale Demokratie ist als ein emanzipatorisches Projekt zu verstehen, das über den Aufruf zu mehr Partizipation hinausgeht, als ein Projekt der Demokratisierung der existierenden liberalen Demokratien. Die Radikale Demokratie ist zugleich ein Projekt der Radikalisierung demokratischer Prinzipien, namentlich der Volkssouveränität, Freiheit, Gleichheit und Solidarität, sowie der Ausweitung des Spielraums dieser Prinzipien auf Sektoren außerhalb des traditionellen Geltungsbereichs von Politik. Das Kunstfeld stellt einen solchen Bereich dar. Als ein Terrain, auf dem Allianzen etabliert und ständig neu verhandelt werden, auf dem Vertreter*innen gesellschaftlicher Diskurse darüber in Konflikt miteinander geraten, wie der Mensch über die Welt denkt, und als Organisationen, die eine Bildungsfunktion übernehmen, sind Kunstinstitutionen per se politisch. Die vom Neuen Berliner Kunstverein initiierte Diskussion Radical Democracy and Art Institutions geht von der Prämisse aus, dass Kunstinstitutionen zur Demokratisierung von Demokratie beitragen und dass sie als politische Akteurinnen eine wichtige Rolle im Dienste des Projekts Radikaler Demokratie erfüllen können.
Wie lässt sich eine radikaldemokratische Kunstinstitution denken? Oliver Marchart, Nora Sternfeld, Vasyl Cherepanyn und Dana Yahalomi diskutieren die Frage, wie eine radikaldemokratische Kunstinstitution organisiert werden und welchen Zweck sie erfüllen sollte. Inwiefern können Kunstinstitutionen den politischen Status quo in Frage stellen, welche politischen Erwartungen sollte das Publikum an das künstlerische Feld stellen? Welche unterschiedlichen Funktionen kann eine Kunstinstitution im Projekt Radikaler Demokratie übernehmen? Welche Rolle nehmen die Künstler*innen im Rahmen einer solchen radikaldemokratischen Institution ein? Die Teilnehmer*innen des Gesprächs debattieren über die Funktion von Kunstinstitutionen als sozialer Treffpunkt und als „safe spaces“, in denen Menschen Konflikte austragen und Allianzen bilden können, sie sprechen über die Idee des Museums als „Schlachtfeld“, auf dem unterschiedliche gesellschaftliche Kräfte in Konflikt geraten, über die Interdependenz zwischen Staat und Kunstinstitutionen und inwieweit die politischen Rahmenbedingungen und ideologischen Konflikte die Funktionsweise von Kunstinstitutionen beeinflussen, sowie über die unterschiedlichen Probleme, mit denen Kunstinstitutionen in den postsowjetischen Ländern konfrontiert sind.
Konzeption: Anna T. Steffner de Marcoweiterlesen
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