Raum und Zeit im Bewegungsleben des Kindes
Ein historischer und gesellschaftlicher Entwicklungsverlauf von der Aufklärung bis ins 20. Jahrhundert
Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)
Lange bevor der Mensch unter konkreter Anleitung bestimmte Bewegungshandlungen vollzieht, wird er lernen sich irgendwie zu bewegen. Der Entwicklungsstufe des sog. 'klassischen' Bewegungslernens wird noch eine Stufe des allgemeinen 'Sich-Selbst-Bewegens' vorangestellt. In dieser Entwicklungsphase setzt sich das Individuum v.a. mit der Umwelt auseinander und wird durch entsprechende Umwelt-Anregungen die individuellen 'Sich-Selbst-Bewegungsvorgänge' kennen lernen und erweitern. Diese menschliche 'Ich-Umwelt-Auseinandersetzung' ist ein kontinuierlicher Entwicklungsprozess des Individuums und in keiner Phase des menschlichen Lebens abgeschlossen. Der Mensch lernt, seinen Körper in einem Raum-Zeit-Gefüge wahrzunehmen. Im Gegensatz zu anderen Primaten verfügt der Mensch über eine ausgeprägte Lernfähigkeit. Diese menschliche Lernfähigkeit wird durch die Elemente des Speicherns, des Verarbeitens, des Vergessens und des Verdrängens gefördert. Alle diese Bereiche ermöglichen eine individuelle 'Welterfahrung' oder auch ein sog. 'innerliches Weltbild'. Der Aufbau eines 'innerlichen Weltbildes' vollzieht sich in mehreren Entwicklungsstufen. Gerade die motorische Auseinandersetzung mit der Umwelt fördert und erleichtert einzelne Aufbauprozesse. Der kindliche Organismus ist besonders anfällig für diese Entwicklungsvorgänge.
In dieser Arbeit, Dissertation der Autorin an der Universität Graz, werden die weltlichen Dimensionen des Körpers, des Raumes, der Zeit und der Umwelt diskutiert. Im kontinuierlichen Reifungsprozess bewegt sich das Kind in diesen Dimensionen. Bewegung ist die erste Aktion, die dem Neugeborenen möglich ist. Der Schritt von 'Innen' nach 'Außen' vollzieht sich über motorische Handlungen, formt ein 'Ich' und lässt einen 'Körper' erfahren. Allerdings vollzieht sich dieser Entwicklungsschritt nicht nur in den dafür vorgesehenen Räumen und zu den geplanten Zeitpunkten. Das Kind lebt in sog. subjektiven Räumen, die unterschiedliche Reize an die kindliche Umwelt-Exploration vermitteln. Im täglichen kindlichen Verhalten passiert viel an Bewegungsexploration ungesteuert und unkontrolliert. Die Umwelt-Interaktion ist kein 'besonderes' Lernen, sondern beruht v.a. auf der Nachahmung, dem Versuch und Irrtum, der Konditionierung, der Einsicht und Erregung. Das Explorieren ist in dieser frühen Phase meist ein 'Selbst-Lernen'. Nicht immer hat man das Gefühl, dass sich diese kindliche motorische Exploration auch tatsächlich individuell 'Selbst' erleben lässt. Der Erwachsene ist immer wieder versucht, den kindlichen Lernvorgang aufzufangen, einzuordnen und zu systematisieren. Der Stellenwert, der dem Thema der Kindheit zukommt, zeigt deutlich auf, wie eigentlich mit diesem doch wesentlichen Reifungsprozess umgegangen wird. Ein historischer Exkurs lässt in diesem Zusammenhang Vergleiche anstellen. Meistens können ja die Ereignisse aus der Vergangenheit leichter zugeordnet und gesellschaftlich bewertet werden, als die jeweiligen Erlebnisse der Gegenwart.weiterlesen
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