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Recht grau und schwarz, und doch mit erhellenden Nuancen

Ein Blick auf die tragische und lyrisch-tragische Bühne Frankreichs im Jahre 1760

Produktform: Buch

Es sind unter anderem die literarischen Neuerscheinungen einer Zeit, die einen sehr guten Reflex des politischen und geistigen Umfelds widerspiegeln, in das sie gleichsam hineingeboren werden. Oder noch besser: Sie spiegeln bestens die Stimmung, gleichsam die Grundessenz einer Zeit, wider… In einer Veröffentlichung von 2016 stellte der Autor die Premieren des komischen Genres auf den Pariser Bühnen des Jahres 1760 vor… Ein buntes, komplexes Bild konnte gezeichnet werden. Ein lustiges Panorama entstand, wie sollte es auch anders sein, aber doch gleichzeitig ein spöttisches und frivoles. Gesellschaftliche Dekadenz, ideologische Querelen, mangelnde außenpolitische Fortune des Landes, Niederlagen und interne Stagnation ebenso wie Desintegrationserscheinungen zeitigen Unbehagen im Herzen der Menschen und ätzende Komik auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Ein sarkastisches Bühnengeschehen entwickelt sich, das auch die persönliche Verunglimpfung nicht scheut; die Karikatur wird beliebter als je zuvor, die liebevolle ebenso wie die böswillige, und das umso mehr, als die Bühne sich liebend gerne selbst zum Objekt von Spott und Verfremdung macht. Es bleibt ihr, abgesehen von der bedenklichen Sozietät, in der sie steht, schwerlich ein anderer Weg als die Nabelschau, da die Produktion neuer Stücke retardiert, grundsätzlich Innovatives fehlt oder erst im Aufkommen ist, Iteratives und Schlechtes um sich greift, ganze Branchen der Theaterwelt regelrecht wegbrechen oder im Umbruch sind. Persiflage der Gesellschaft und Parodie des Theaters auf der Bühne selbst, und das allenthalben, in Comédies, Opéras comiques, Paraden, sogar in einer Opéra-Ballet, reichten letztendlich noch aus, um ein quirliges, amüsantes, teils regelrecht beißendes Bild der Verzerrung zu zeichnen, dem wir den Namen Spott, Streit, Verrücktheit, Verschachteltes und Verdrehtes – das komische Genre auf Frankreichs Bühne im Jahre 1760 geben konnten. Ja, in der Tat, um die Göttin der Verrücktheit tanzen Abbés, Bankiers, Priester, Adlige, Freudenmädchen, düpierte Ehemänner und viele andere ebenso ihren Bühnenreigen wie bekannte Theaterfiguren oder Theaterkritiker der Zeit. Der ganze Parnasse scheint sich an Verrücktem zu ergötzen, und so mancher seiner Vertreter bewirbt sich bei der personifizierten Verrücktheit, um im Hôtel de la Folie eine Bleibe zu finden. Nur wenige arbeitsame Bürger bewahren einen kühlen Kopf. An diesem Gesamtbild der Dekadenz kann auch das ›schwere‹, das ernste Genre, die Tragödie und die ernste Oper, nichts ändern, denn es ist selbst in sich dekadent, und mit der größten Gehässigkeit machen sich die Figuren der lustigen Stücke über die Melpomene der Zeit lustig… Nicht nur, dass es kaum Neues gibt, es fällt zudem meist auch misslungen aus. Die ›tragische‹ Dekadenz reiht sich also harmonisch in die Dekadenz der Gesellschaft und der Bühne ein. Und doch wird das hier vorgestellte Genre von Voltaires Tancrède ebenso überragt wie das lustige von L’Écossaise aus der Feder des gleichen Dichters. Der Autor dieses Buches ist Studienrat und arbeitet seit einigen Jahren in einem Forschungsprojekt der Klassischen Philologie der Universität des Saarlandes mit. Es liegen bereits mehrere Publikationen zum französischen Theater des 18. Jahrhunderts vor. Dabei eröffnet sich zum größten Teil eine interessante Sicht auf wenig oder gar nicht bekannte Bühnenwerke jener Zeit. Die vorliegende Veröffentlichung ist Bestandteil einer Trilogie, die die Premieren der Jahre 1730, 1760 und 1790 umschließt.weiterlesen

Sprache(n): Deutsch

ISBN: 978-3-89846-803-9 / 978-3898468039 / 9783898468039

Verlag: Haag + Herchen

Erscheinungsdatum: 30.11.2017

Seiten: 120

Auflage: 1

Autor(en): Andreas Wilhelm

36,00 € inkl. MwSt.
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