Paul (1856–1929) und Fritz Sarasin (1859–1942), entfernte Verwandte, die durch eine enge Freundschaft miteinander verbunden waren, begeisterten sich für eine umfassende Idee der Naturerkenntnis. Diese fusste auf der direkten Anschauung, die sie in gefährlichen Expeditionen nach Südostasien gewannen. Die Basis der Erkenntnis bildete der Entwicklungsbegriff, der zur Zeit ihrer Studien in Basel bei Ludwig Rütimeyer und in Würzburg bei Karl Semper in voller Blüte stand. Davon wichen sie nie ab. Das Verhältnis zu Darwins Evolutionsgedanken blieb ambivalent. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts beherrschten sie in Basel das naturhistorische Museum. Sie bauten die Sammlungen nicht nur zur Zoologie, sondern auch zur Anthropologie, Ethnologie und Ur- und Frühgeschichte aus. Bis zum Tod von Fritz Sarasin (1942) bestimmte der Geist der forschenden Eliteangehörigen die Wissenschaft im Museum, das neben der Universität den Mittelpunkt einer besonderen Art der Wissenschaftspflege bildete. Das vorliegende Buch zeichnet die persönlichen Werdegänge dieser in mancher Hinsicht ungewöhnlichen Wissenschaftler aus der Basler Oberschicht nach. Es verknüpft deren Bildungsgang mit der internationalen Wissenschaftsgeschichte, aber auch den lokalen Voraussetzungen für die Verbindung von kultureller Herrschaft mit sozioökonomischer Dominanz. Zoologie und Anthropologie als Angelpunkte der «Naturgeschichte» sind die Leitwissenschaften der Darstellung, die aufzuzeigen erlauben, wie die Forschungsorte des «Feldes» in den «Tropen», des Labors und der musealen Sammlungen zur Gewinnung und Erhaltung einer Art von Wissen zusammenspielen, von dem die universitäre Forschung zwar abhängt, der sie aber im Verlauf des 20. Jahrhunderts immer weniger Kredit zu geben bereit war. Der frühe Naturschutz ist ohne diese Art des Wissens undenkbar.weiterlesen