Zur Lektüre der Geschichte in Heinrich Heines "Ludwig Börne. Eine Denkschrift"
Produktform: Buch
Die Autorin untersucht Ludwig Börne. Eine Denkschrift nicht wie üblich in einem politisch-ideologischen oder literaturgeschichtlichen Rahmen. Sie zeigt, dass Heines Revolutionspoesie die enge freiheitspolitische Emanzipationsperspektive der vormärzlichen Oppositionspublizistik überraschend durchbricht. Denn anders als beispielsweise Ludwig Börne sieht sich der Dichter der Arbeit an einem modernen jüdischen Selbstbewusstsein verpflichtet, dessen Konstruktion in der Überlieferung des Gottesnamens in Exodus 3,14 wurzelt, diese Überlieferung aber im Horizont des philosophischen Absolutismus’ Hegels begriffen wissen will.
Das ist auch der Kern seiner denkschriftlichen Revolutionspoesie, in der Heine sich nicht als sensualistischen Konterpart zum nazarenisch unsympathischen Börne, sondern im Spiel mit Hegels Begriff des Selbstbewusstseins als Knecht Israel(s) im Galut entwirft. Die Revolutionsgedanken unternehmen den Versuch, diesen Heine auf seiner denkschriftlichen Wanderung durch die unterschiedlichsten Textlandschaften zu beobachten und sowohl die werkbiografische als auch die textarchäologische und die zeitgenössisch politische Dimension interpretatorisch zu berücksichtigen. Dabei entsteht ein völlig neuer Blick auf die Börne-Figur: Es ist allein die im Kontext jüdischer Auslegung der Hegelschen Begrifflichkeit äußerst brisante Erhebung Börnes zu einem literarhistorischen Knecht, mit dem Heine in einem Atemzug die größte Solidarität wie die schärfste Differenz gegenüber dem liberalen Oppositionspublizisten auszudrücken vermag.weiterlesen