Unsere Intention Ist das Rheinland ein besonderer Humus für die Entwicklung von Persönlichkeiten? Führt der Rheinländer anders? Geht der Rheinländer anders mit seinen Mitmenschen um? Die¬sen und weiteren Fragen spürt das vorliegende Buch nach. Man sagt dem Rheinland und dem Rheinländer viele Charaktereigen¬schaften nach, zu denen an letzter Stelle sicherlich preußische Tu¬genden, wie Pünktlichkeit, Fleiß, Akkuratesse – aber auch Tief¬gründigkeit u.a. gehören. Wir haben nachgefragt und mit vielen Entscheidungsträgern im Rheinland gesprochen und durften eine positive, gegenteilige Erfahrung machen: Offenbar ist der Rhein¬länder erfrischend anders, als er landläufig eingeschätzt wird. Auf die Idee dieses Buches brachte uns eine Personalentwick¬lungsmaßnahme für angehende Führungskräfte. Thema dieser Veranstaltung waren Baugedanke und Baugeschichte des Kölner Domes. In schnelllebiger Zeit permanenter Entscheidungen und Veränderungsdrucks bietet der Kölner Dom den steingewordenen Gegenentwurf: Er steht für Konstanz, Tradition und die große Vision seiner Baumeister vom Haus Gottes auf Erden. Mitten in der sichtbaren, begrenzten Welt eröffnet er eine völlig neue Per¬spektive. Das mächtige Bauwerk mit seinen himmelstrebenden Türmen verbindet gleichsam Himmel und Erde miteinander. „Himmel un Äd“ sind die entscheidenden Bezugspunkte für den Rheinländer. Und so bietet der Dom ein machtvolles Symbol der Orientierung in einer an Perspektiven armen Zeit am Beginn des 21. Jahrhunderts. In den Jahrhunderten seiner Bauzeit hatten die jeweiligen Baumeister des Doms stets die Vision des vollendeten Werkes vor Augen. Unsere Zeit dürstet nach Persönlichkeiten mit weitem Horizont und Perspektiven. Wir brauchen Visionäre mit dem Blick für das Machbare. Vor allem aber mit einem Herz für die Menschen. Über diese Themen sprachen wir auch mit Führungskräften im Verlaufe unserer Personalentwicklungsmaßnahme. Und wir frag¬ten uns: Führt der Rheinländer in dieser traditionsreichen und interessanten Gegend Deutschlands anders, als seine Landsleute in anderen Landstrichen? Können wir – natürlich stets – unseres eigenen begrenzten und unvollendeten Wissenshorizonts einge¬denk – gewisse ethische Grundlagen der Führung auf das Rhein¬land übertragen? Denn immerhin leben und wirken in unserer Region nicht nur die vielen „Promis“ unserer Zeit, sondern hier „dachten“ bereits große abendländische Philosophen, wie Alber¬tus Magnus (1193 – 1280) und Thomas von Aquin (1225 – 1274). Und so haben wir (die Erlaubnis der großen Denker augenzwin¬kernd voraussetzend) den Versuch unternommen, die vier klassi¬schen Kardinaltugenden Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Maß aus einer rheinischen Perspektive zu betrachten. Grund¬voraussetzung ist immer eine gehörige Portion Humor, die eine Existenzbedingung rheinischen Seins ist. Welche Disposition bringt der Rheinländer als Führungskraft mit? Fröhlichkeit des Herzens, Langmut, Menschlichkeit, gesun¬des Maß an Flexibilität und Toleranz (levve un levve losse). Negative Eigenschaften, die dem Rheinländer nachgesagt werden: u. a. großzügige Terminzusagen „küste hück nit, küste morje“ und eine Portion Schlitzohrigkeit. Auch diese Eigenschaften können in bestimmten Führungssituationen sogar hilfreich sein. Nachdem wir also ein wenig die Tugenden befragten, nicht ohne natürlich die Laster aus dem Auge zu verlieren, stellen wir unse¬ren Lesern interessante Persönlichkeiten mit ihren verschiedenen Lebenswegen vor. Allen ist gemeinsam, dass sie gerne in dieser Region leben und sich von dem genius loci des Rheinlandes inspi¬rieren lassen. Allen ist gemeinsam, dass sie erfolgreich und unver¬wechselbare „Typen“ mit Charakter sind. Wenn wir also nach den Erfolgsfaktoren der Gäste in diesem Buch fragen, dann mag unser Leser dies gerne als Quelle persönlicher Inspiration und evtl. sogar Selbstbestätigung betrachten. Un dat ess och jot esu…. !!! Allen jenen, die sich auf unsere 11 (!) Fragen eingelassen haben und uns ihre Zeit schenkten, danken wir von Herzen. Besonderer Dank gilt dem B. Kühlen Verlag, der unsere Idee auf¬genommen hat und bereit war, diese zu unterstützen. Köln im April 2014 © Sven-Georg Adenauer Hermann-Josef Johanns Hubertus Zilkensweiterlesen