1993 und 1994 waren harte Jahre für Richard Phillips. Es waren auch kreative Jahre, in dieser Zeit entstanden die mehr als dreißig in diesem Portfolio gesammelten Zeichnungen. Während die Miete acht Monate lang unbezahlt blieb, saß Phillips bei defekter Heizung in seiner bitterkalten Küche und beschwor ein Bild nach dem anderen herauf: ein Obdachloser wird von einem Strolch bei lebendigem Leib verbrannt; eine verstörte Blondine kuschelt mit einem weißen Kaninchen in der Überzeugung, es wäre ihre Schwester; eine monumentale Götterstatue in den Tempelruinen von Angkor Wat hat das Gesicht von Alice Cooper – gleich zwei Götter auf einmal! Phillips benutzte Motive aus alten Zeitungen, aber ein Blick hinter die fleckige Oberfläche der Bilder zeigt, dass sie in seiner zerrissenen Seele entstanden sind.
Jede dieser Zeichnungen ist ein eigenständiges Werk, sie waren nicht als Studien gedacht. „Ursprünglich sollten sie bloß Unterhaltung sein“, verrät Phillips der Autorin Linda Yablonsky, „aber dann fühlte ich mich getrieben, immer weiter und weiter zu gehen“. Letztendlich gaben diese Zeichnungen Phillips die Freiheit, mit der Malerei zu beginnen. Was sie uns geben ist Kraft, um im Dunkeln noch die Hoffnung zu sehen.weiterlesen