Risikomanagement in der Direktvermarktung erneuerbarer Energien
Produktform: Buch
Verbunden mit dem weltweiten Ausbau dezentraler Erzeugungsanlagen (DEA)
steigt die Forderung nach einer stärkeren Marktintegration. Dabei haben sich
Aggregatoren, welche DEA bündeln und zentral vermarkten, als Dienstleister für
die Direktvermarktung dezentraler Anlagen etabliert. Aggregatoren sind in der
Direktvermarktung finanziellen Risiken aufgrund von Prognoseunsicherheiten
ausgesetzt, insbesondere durch dargebotsabhängige Erzeugung. Diese können die
Wirtschaftlichkeit der Direktvermarktung beeinträchtigen. Die Quantifizierung
der Risikoexposition sowie die Ableitung und Nutzung von Maßnahmen des
Risikomanagements gewinnen zunehmend an Bedeutung. Bisherige Verfahren
zur Vermarktungsplanung berücksichtigen zumeist nur einzelne Unsicherheiten
und erlauben keine umfassende Bewertung des Risikomanagements.
Ziel dieser Arbeit ist daher die Entwicklung eines Verfahren, welches eine
optimale Vermarktungsentscheidung unter Unsicherheit bestimmen und
gleichzeitig Maßnahmen für Risikomanagement gezielt einsetzen und bewerten
kann. Aus der Analyse verwandter Forschungsfelder werden die Maßnahmen
„Hedging mit Termingeschäften“, „Einsatz von Flexibilitäten“ sowie „regionale
Diversifikation“ von DEA identifiziert. Das entwickelte Verfahren gliedert sich
dabei in die Szenariogenerierung und die Vermarktungsplanung unter
Unsicherheit. Innerhalb der Szenariogenerierung werden die Unsicherheiten in
Form stochastischer Szenarien modelliert. Sie bilden die statistischen
Eigenschaften der zugrundeliegenden Unsicherheiten ab (Wahrscheinlichkeitsverteilung,
Auto- und Kreuzkorrelation). Die Vermarktungsplanung wird in Form
der stochastischen gemischt-ganzzahligen linearen Programmierung
implementiert. Auf Basis der Szenarien wird eine optimale Vermarktungsentscheidung
unter den Zielgrößen des erwarteten Erlöses (bzw. Rendite) sowie
des Risikomaßes Conditional-Value-at-Risk (CVaR) bestimmt. Der
Vermarktungsprozess wird dabei geschlossen betrachtet, um Interdependenzen
zwischen den Märkten und Risikomanagementmaßnahmen bewerten zu können.
Das Verfahren wird für einen exemplarischen Untersuchungsfall validiert und zur
Bewertung der Risikomanagementmaßnahmen angewendet. Durch kombinierte
Anwendung aller Maßnahmen kann die Wirtschaftlichkeit deutlich erhöht
werden. So wird eine Steigerung der erwarteten Rendite um 15%-Punkte und des
CVaR um ca. 20%-Punkte im Vergleich zur Benchmark ohne Risikomanagement
erreicht. Als Hauptkriterium für die Wirkung der Maßnahmen kann ihr Einfluss
auf die Volumenrisiken und damit die Ausgleichsenergiebedarfe identifiziert
werden. Je stärker die Maßnahmen die Ausgleichsenergiebedarfe reduzieren
können, desto stärker verbessern sie die Wirtschaftlichkeit in der
Direktvermarktung.weiterlesen