Rock'n'Roll und Science Fiction
Wie die Bundesrepublik modern wurde
Produktform: Buch
Über das Buch
Rainer Eisfeld
Rock’n’Roll und Science Fiction
Wie die Bundesrepublik modern wurde oder auch … der Kerl, der sah aus, als wär’ er auf dem Mars zu Haus …
Paperback, 161 S., Bilderdruckpapier, 64 Abb., davon 34 in Farbe, bibliografische Hinweise, Register
15,00 € — ISBN 978-3-945807-62-0
Die 50er Jahre – Aufbruch in die Moderne: Petticoats und Blue Jeans, Pferdeschwanz und Elvis-Haartolle, Hotkeller und Radio Luxemburg, Technikbegeisterung und Science Fiction: In der zweiten Hälfte der 1950er Jahre probten Westdeutschlands Teenager die kulturelle Revolte. Zu den autoritären Kontrollansprüchen, den biederen Konventionen
(„Keine Experimente!“) der Elterngeneration entdeckten sie Alternativen, begannen zu experimentieren bei Kleidung, Frisuren, Musik, Lektüre.
In der Studie: Als Teenager träumten. Die magischen 50er Jahre schilderte der 1941 geborene Rainer Eisfeld 1999 diesen Teil bundesdeutscher Modernisierung „von unten“ – eben aus der Perspektive jener Teenager, die kräftig dabei mithalfen. 2003 drehte der WDR nach Motiven daraus den 20-Minuten-Film Elvis und das magische Auge.
Nun liegt Eisfelds „Lesebuch im besten Sinn des Wortes, mit viel unterhaltsamen Details“ (Saarländischer Rundfunk) erneut vor – gründlich überarbeitet, erweitert um Dutzende von Abbildungen, die der Darstellung zusätzliche Lebendigkeit verleihen. Keine distanzierte Betrachtung, sondern ein informativer Spaziergang durch politische Kultur und Popkultur der frühen Bundesrepublik.
„Westdeutschlands fünfziger Jahre – nichts als Mief und Muff, Nierentische und Tütenlampen? Ausschließlich Hausfrauen mit Hüfthaltern, Familienväter mit Strickjacken und Kreppsohl gang, Jünglinge mit Knickerbockern und Fassonschnitt, Backfische mit Bubikopf und Falten rock? Auf jeder Leinwand Weißer Holunder, Wenn die Glocken hell erklingen und Rosen-Resli, in jedem Ohr „Seemann, deine Heimat ist das Meer“ oder „Nicolo, Nicolo, Nicolino?“ Als ersehnte Urlaubsziele Rimini, Cesenatico, Alassio, daheim Schmonzetten über Soraya und den Schah als Tor zur weiten (Märchen-) Welt? Für Zwecke sexueller Aufklärung die Geschichte vom Blümchen und der Biene, als Bollwerk gegen weitergehende Versuchungen den Kuppeleiparagraphen (alte Fassung)? Autoritäre Restauration allenthalben, zugedeckt vom schützenden Mantel propagierter Wertegemeinschaft mit dem Westen?
Kurz: 1950–59 – die bleierne Zeit? So ausschließlich bieder und spießig, dass im verklärenden Rückblick nur übrigbleibt, dem Muff seinen eigenen Charme beizumessen?
Weit gefehlt. Die zweite Hälfte der 50er jedenfalls war mindestens ebenso eine Periode des Aufbruchs wie der Stagnation. Heranwachsende begannen Alternativen zu entdecken, ver weigerten Konventionen den Respekt. Sie suchten die engstirnigen Regeln zu unterlaufen, von denen sie sich eingeschnürt fühlten. Sie gingen daran, die rigide Starre autoritärer Kontroll ansprüche von Elternhaus, Schule, Behörden abzuschütteln. Ein Teil der westdeutschen Teenager – nicht länger Jünglinge oder Backfische – probte die kulturelle Revolte.“weiterlesen