Rollenbilder in der athenischen Demokratie
Medien, Gruppen, Räume im politischen und sozialen System. Beiträge zu einem interdisziplinären Kolloqium in Freiburg i.Br., 24. bis 25. November 2006
Produktform: Buch / Einband - fest (Hardcover)
Der Band umfasst acht archäologische und althistorische Beiträge einer Tagung, die am 24./25. November 2006 an der Universität Freiburg im Breisgau stattfand. Er verfolgt das Ziel, die durch die Herausbildung der Demokratie entstandenen Spannungen zwischen verschiedenen Rollendefinitionen und den mit ihnen verbundenen Verhaltensidealen und Leitbildern zu analysieren. Denn auf der einen Seite wurde durch die Demokratie der politische Raum gestärkt und als leitendes Prinzip die Gleichheit aller Bürger (bei rigorosem Ausschluss von Frauen und Metöken) formuliert; auf der anderen Seite bestanden aber traditionelle soziale Strukturen mit ganz anders gelagerten Abgrenzungen und Statuszuschreibungen fort. Den Personengruppen, die aus der politischen Entscheidungsfindung ausgeschlossen waren, wurden Aktionsfelder zugewiesen, auf denen sie für die Polis zentrale Aufgaben übernahmen: Frauen etwa sorgten für die Verrichtung wichtiger Kulthandlungen und hatten entscheidenden Anteil an der Verwaltung des Oikos, Metöken bildeten das Rückgrat von Handwerk und Handel in Athen.Stehen auf der inhaltlichen Ebene die Komplexität der öffentlichen Kommunikation im demokratischen Athen und die Praktiken der Definition sozialer und politischer Rollen im Zentrum, so wird in methodologischer Hinsicht besonderes Augenmerk auf die Medialität dieser Kommunikation gelegt. Medien werden dabei als Träger von Informationen in einem Kommunikationsprozess verstanden. Ihre Wirkung erschöpft sich aber nicht in der reinen Übermittlung von Informationen: Indem sie diese übermitteln, wirken sie vielmehr an der Produktion von Botschaften mit, und zwar nach spezifischen, den Medien eingeschriebenen, konventionellen Regeln, die es wiederum bei der Interpretation der Medien und der übermittelten Botschaften zu berücksichtigen gilt. Die Zusammenführung archäologischer und literarischer Zeugnisse in diesem Band dient somit nicht bloß der Quellenmaximierung, d.h. der Heranziehung einer möglichst großen Menge an Bild- und Schriftquellen. Vielmehr sollen die unterschiedlichen Zeugnisse als spezifische Medien in ihrem jeweiligen Kontext analysiert und dadurch erst Komplexität und Heterogenität der öffentlichen Kommunikation erkennbar werden.Ein wesentliches Ziel des Bandes besteht darin, der Behauptung eines normativen, kontextunabhängigen „Bürgerbildes“, „Frauenbildes“, „Metökenbildes“ usw. ein differenzierteres und dem komplexen System der athenischen Demokratie angemesseneres Bild system-, raum- und medienabhängiger Rollendefinitionen gegenüberzustellen. Die Untersuchungen umspannen die gesamte klassische Epoche und nehmen damit auch die Veränderungen, die sich in Athen im Verlauf des 5. und 4. Jahrhunderts vollzogen, in den Blick.
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