Glassl liefert mit diesem Buch etwas, das nicht leicht zu rubrizieren ist. Aufzeichnungen paßt wohl am besten auf diese gebündelten Mitteilungen über verschiedene Personen, deren Name mit „R“ anfängt und die entweder selbst über sich reden oder über den anderen, oder in einen recht mysteriösen Briefwechsel teils in deutscher, teils in französischer Sprache (Übersetzung im Anhang) verwickelt sind. Viele Schichten also, aber keine chronologische Geschichte, und trotzdem treibt es unerschrockene Leser weiterzulesen. Gerade weil so vieles geheimnisvoll, unentschlüsselt bleibt, wird die Phantasie gefordert: Sind alle diese „Rs“ ein und die selbe Person, raffiniert aufgespalten in verschiedene Erlebnis-Sphären, rational, emotional, in Tiefen des Traums? „R“ verliert sich im Labyrinth eines Sendener Möbelhauses, macht Bergtou¬ren, auf dem ihm ein französisch sprechendes Murmeltier (Marmotte) und ein Hirt namens Berger begegnet. Deren Botschaften führen wiederum zu einer Compagnie des Montagnards, die erst gefunden sein will, und zu Briefen geheimnisvoller Absender. Eine weitere Spur führt nach Paris und zu neuerlichen Briefwechseln mit Bekenntnissen innerer Krisen. Im Grunde, ist'dies ein Buch über das Schreiben: Lust und Trieb und auch Verzweiflung, Gesehenes und Erlebtes zu formulieren, in Gedanken, Reflexionen, Assoziationen Ordnung zu bringen. Abenteuer aber auch und harte Arbeit, sich nicht auszubreiten in bereits gedachten Gedanken, im Plagiat, im Auftritt brillanter Zitate. Wer sich für das Produzieren verzwickter Texte interessiert, wird auch an diesem Buch seinen Gewinn haben, gerade weil der Autor eine sehr verschlungene Spur legt, wie er letztendlich mit seinen vier „Rs“ fertig wird.,weiterlesen