Der Mensch ist vor allem ein soziales Wesen, und der Gesellschaftstrieb bildet eine der wichtigsten Voraussetzungen seines persönlichen Bewusstseins. Die äußere Umgebung, die Beziehungen zu den Mitmenschen, die Erziehung, der geistige Niederschlag besonderer Ideenrichtungen, überlieferte Vorurteile religiöser, politischer oder allgemeiner Natur und manches andere wirken fortgesetzt auf unser persönliches Handeln und drücken unserem Wesen ihren Stempel auf.
In der Tat besteht unser ganzes Dasein in einer steten Wechselwirkung der erbgeborenen Anlagen mit den Ausstrahlungen der gesellschaftlichen Umwelt, die erst mit dem Tode des Einzelwesens ihr Ende findet. Sogar der konservativste Geist kann sich den Eindrücken der Umwelt nicht verschließen und muss sich in seiner Weise damit abfinden. Wäre dies nicht der Fall, so gäbe es überhaupt kein geistiges Leben und keinen Wechsel der gesellschaftlichen Lebensbedingungen. Deshalb spielen die Eindrücke der frühen Jugend in der persönlichen Entwicklungsgeschichte des Menschen eine wichtige Rolle, die man nicht unterschätzen darf, denn sie sind in der Regel am nachhaltigsten und haben auf die allmähliche Entfaltung des Charakters einen unbestreitbaren Einfluss.
Rudolf Rockerweiterlesen