Die Zeiten, als Künstler vornehmlich in Öl malten, Marmor meißelten oder feinziselierte Radierungen anfertigten, sind lange vorbei. Heute gießen sie schon mal Skulpturen aus Gelatine, knoten jahrelang ein und denselben Faden oder kleistern mit Tomatenmark die Wände voll. Warum tun sie das? Und wie findet man Erfüllung und Sinn darin, die Blätter eines Busches durchzunummerieren, Vogelnester zu Brei zu kochen oder eine Gartenhütte in die Luft zu sprengen? Die Kunsthistorikerin und Journalistin Sandra Danicke hat 22 internationale Künstlerinnen und Künstler zu ihren ureigenen Materialien befragt. Wie kommt man darauf? Wie macht man das? Was soll das alles? Die Antworten sind überraschend, lehrreich, manchmal auch berührend.
Joseph Grigely aus Chicago – taub seit seiner Kindheit – berichtet von seinen Methoden, mit den Hörenden in Kontakt zu treten – und wie daraus irritierende Wandinstallationen entstehen. Der Schotte Simon Starling erklärt, wie er einmal nach Ecuador reiste, um das Balsaholz für ein Modellflugzeug zu besorgen, die Schwedin Sofia Hultén berichtet von ihrer Liebe zu Ausrangiertem aus dem Müllcontainer und Daniel Turner aus New York erzählt, wie es ihm gelang, eine Cafeteria zu verflüssigen und sie in einen Fleck auf dem Boden zu verwandeln. Es geht um Alchemie, Handwerk, Fantasie und eine Menge Versuch und Irrtum.weiterlesen