Schlaf und Traum in der hippokratischen Medizin
Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)
Hippokrates aus Kos (ca. 460-380 v. Chr.) wurde bereits zu Lebzeiten von seinem Zeitgenossen Platon in eine Reihe mit Phidias und Polyklet gestellt. Hippokrates gilt als Begründer der empirischen Medizin, die auf der umfassenden Erhebung der Anamnese und der klinischen Untersuchung jedes Patienten beruhte. In gleicher Weise haben sich Herodot und Thukydides in dieser Zeit als Begründer der Geschichtswissenschaft mit den Aktionen von Menschen befasst. Die Götter, die im Eid des Hippokrates angerufen werden, werden eher als ethisch-normativer Rahmen für das eigenverantwortliche ärztliche Handeln gesehen, denn Hippokrates ermuntert den Kranken, den Arzt und das Gemeinwesen, in dem sie leben, einen eigenen aktiven Beitrag zur Erhaltung der Gesundheit als das wertvollste Gut zu leisten. Das Corpus Hippocraticum umfasst 73 Schriften, deren älteste Schicht Hippokrates aus Kos selbst verfasst hat; für einen großen Teil der weiteren Texte von mindestens 10 weiteren Autoren kann er als Seniorautor gelten.
422 Fallberichte sind dokumentiert worden. Darin geht es nicht nur um Infektionen, Kindsbettfieber, Unfälle und Kriegsverletzungen, sondern auch um Depressionen, Schlaganfall, Migräne, Ileus und in 17% (73/422) der Fälle auch um Schlaf und Traum. Zuviel und zu wenig Schlaf sei nicht gesundheitsfördernd. Im Schlaf „ordnet die Psyche ihr Haus“. Träume reflektieren die Bilder des Alltags und können unspezifisch auf körperliche Leiden hinweisen. Lachen, positives Denken und Morgenspaziergänge können die Träume und damit auch die körperliche Gesundheit beeinflussen. Das Leitsymptom Schnarchen wird mehrfach beschrieben. Schnarchen kann durch das Gaumensegel oder auch durch Nasenpolypen ausgelöst werden. Alkohol, Vielesserei und Übergewicht sowie Mundatmung im Schlaf werden als prognostischer Risikofaktor beschrieben. Für die Entfernung von Nasenpolypen wird eine eigene Operationsmethode beschrieben und bei bedrohlicher Atemnot im Rahmen einer Angina (Diphtherie?) rät Hippokrates ohne Zeitverzug zur orotrachealen Intubation. Hippokrates aus Kos kann damit als Erstbeschreiber schlafbezogener obstruktiver Atmungsstörungen gelten – lange vor Georg Grau (1688) und Charles Dickens (1837).
Aus dieser reichen klinischen Erfahrung und der Kenntnis sozialer und klimatischer Einflüsse werden Leitlinien und Regeln abgeleitet, die im Eid des Hippokrates zu ethischen Normen verdichtet werden.
Für die vorliegende Monografie wurden die Texte des Corpus Hippocraticum erstmals systematisch unter dem Fokus Schlaf und Traum analysiert. Alle Quellen werden auf der Basis des aktuellen Kenntnisstandes dokumentiert und in den historischen und philosophiegeschichtlichen Kontext eingebunden. Zahlreiche Auffassungen des Hippokrates sind weiterhin aktuell. Das Buch gerät damit zu einem Plädoyer für eine ergebnisoffene umfassende Anamnese und gründliche Untersuchung jedes Kranken.weiterlesen
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