In seinem Erstlingswerk nimmt uns der Autor mit auf eine abwechslungsreiche „Literatour“. Die einzelnen Etappen könnten unterschiedlicher nicht sein. In einunddreißig Erzählungen geht es auf breiten Pfaden durch blühende Wiesen bergauf und bergab, über schmale Grate mit erschreckenden Abgründen bis in alpine Höhen.
Das Wetter schlägt oft um zwischen den einzelnen Texten dieses Buches – als Sinnbild menschlicher Tragik. Manchmal wärmt die Sonne angenehm die Haut, manchmal blendet sie, zuweilen ziehen dunkle Wolken auf, die mit Sturm und Hagel enden, gelegentlich schlägt der Blitz ein – im Guten wie im Schlechten.
Sprachgewandt und streckenweise mit tiefgründigem, schwarzem Humor, teils mit Ironie führt uns der Verfasser mit seiner Lebenserfahrung durch viele Teilabschnitte des menschlichen Daseins: erfreuliche, humorvolle, dramatische, tödliche, zuweilen fiktionale.
„Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten,
aus den Stuben, über die Sterne.“ An dieser Erkenntnis
Jean Pauls orientiert sich der Autor.
„Schliemann will nach oben“ ist eine Sammlung kurzer Erzählungen von den reichhaltigen Facetten menschlicher Stimmungen und Bestimmungen, von Fügungen und Schicksalen, Tragödien, Irrungen und Verwirrungen. Meistens sind es Schwächen, mutmaßliche und tatsächliche Unzulänglichkeiten, skurrile Spleene, gelegentlich Episoden
des Glücks, die der Autor festhält: einfühlsam, lakonisch, ironisch, zuweilen sarkastisch, dramatisch, launig und launisch, gespenstisch. Dass etwa ein Archäologe auf einer Leiter die Metaebene erklimmt, ein Tresor vermeintlichen Vergessens unter Qualen geöffnet wird, ein kleiner Junge kurz vor Thanksgiving die Seele eines Truthahns aus dem Kühlschrank entfleuchen lässt und ein Linguist im Wörtersee taucht – Wolfgang K. Lembach erzählt davon, aber auch, berührend intensiv, von den letzten Begegnungen mit Mutter und Vater unmittelbar vor deren Tod. Und allerlei Größen tauchen in den Geschichten auf: etwa Michel Houellebecq, Rosamunde Pilcher, August Macke, Edward Hopper, Carl Spitzweg, Thomas Bernhard und Hannah Arendt.
Wolfgang K. Lembach wurde 1953 in Kaiserslautern geboren und verbrachte Kindheit und Jugend in einem Dorf in der Westpfalz. Nach einer Ausbildung in der Verwaltung und dem Studium der Publizistik, Politik- und Rechtswissenschaften in Mainz arbeitete er in unterschiedlichen Positionen der politischen Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, u. a. auch als Regierungssprecher, und im Journalismus, bevor er sich dem belletristischen Schreiben widmete. Lembach lebt in Alzey, der „heimlichen Hauptstadt Rheinhessens“.weiterlesen