Schnitt durch die Jahrtausende
Die Ausgrabungen auf der Trasse der EUGAL in Brandenburg
Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)
Lineare Bauvorhaben wie die Europäische Gas-Anbindungsleitung (EUGAL) stellen mit ihrer großflächigen Zerstörung der Denkmäler eine besondere Herausforderung für die Landesarchäologie dar und bieten bei sachgerechter Dokumentation im Sinne des sekundären Denkmalschutzes gleichzeitig ganz erhebliche Chancen. Sie erlauben einen Blick in die archäologische Überlieferung quer durch das Land.
Nach Abschluss der Arbeiten liegt nun sehr rasch die Publikation mit immerhin 28 Beiträgen zu wichtigen Fundplätzen vor, ergänzt durch einen Katalog aller Ausgrabungsstellen auf der Trasse.
In die Zeit der ersten sesshaften, Ackerbau und Viehzucht betreibenden Menschen, die sich im 5. Jt. v. Chr. im Nordosten des heutigen Brandenburgs niederließen, gehören mit Siedlungsabfällen verfüllte Gruben auf den Fundplätzen Biesenbrow 32 und Neumeichow 17. Die charakteristisch verzierte Gefäßkeramik gab dieser Kultur ihren Namen: Linienbandkeramik. Auf diese folgte in Brandenburg etwa zwischen 4000 und 2600 v. Chr. die Trichterbecherkultur. In die Phase der frühen Trichterbecherkultur, etwa in die erste Hälfte des 4. Jts. v. Chr. datieren Siedlungsreste vom Fundplatz Neumeichow. Etwas jünger sind die Funde von Grünow bei Prenzlau 37. Hier hatten sich in einer ausgedehnten Senke die einstige Geländeoberfläche und die im Verlauf der Besiedlung entstandenen Abfall- und Nutzungshorizonte ungestört erhalten. Aus dieser „großen Grube“ stammen neben einer Vielzahl von Gefäßresten und Feuersteingeräten auch zwei Schmuckstücke aus Kupfer. In der Zeit um 3000 v. Chr. wurden auf dem Fundplatz Felchow 26 durch Vertreter der spätneolithischen Kugelamphorenkultur rituelle Opferhandlungen vorgenommen. Hier konnte u. a. eine sog. Rinderdoppelbestattung freigelegt werden, wohl ein Zugtiergespann.
In die Phase von Endneolithikum bis zur frühen Bronzezeit, zwischen 2600 und 1600 v. Chr. gehören Körpergräber mit angewinkelten Gliedmaßen, sog. „Hockerbestattungen“ von den Fundplätzen Biesenbrow 32, Neumeichow 10, Neuendorf 29, Felchow 24, Pinnow 22, Weselitz 17 und Weselitz 40. Diese einzeln oder in kleinen Gruppen auftretenden Bestattungen waren nur selten mit Beigaben ausgestattet. So fand sich beispielsweise in Felchow ein Feuersteindolch. In Neuendorf 29 wurde ein kleines Gräberfeld mit acht weitgehend beigabenlosen Hockerbestattungen der frühen Bronzezeit angetroffen.
Die mit Abstand größte Fundgruppe bilden Siedlungen der Bronze- und vorrömischen Eisenzeit, die auf 97 Fundplätzen angetroffen wurden. Gräber bzw. Bestattungsplätze dieses Zeitraums konnten dagegen nur zehnmal festgestellt werden. Aus der älteren bis jüngeren Nordischen Bronzezeit, also der Zeit zwischen 1300 und 950 v. Chr. stammen zwei Totenhäuser, die im Zuge der Baubegleitung auf dem Fundplatz Baumgarten 52 in der Uckermark entdeckt wurden. Von der mittleren bis zur späten Bronze- und frühen Eisenzeit, etwa zwischen 1300 und 500 v. Chr., datiert das ausgedehnte Gräberfeld von Großbahren. Dieses war bereits im Vorfeld des Baus der OPAL teilweise untersucht worden und konnte nun auf weiteren 2000 m² freigelegt werden. Dabei fanden sich mehr als 120 Brandbestattungen, z. T. mit umfangreichen Gefäßbeigaben.
In die römische Kaiser- und Völkerwanderungszeit, also in den Zeitraum zwischen Christi Geburt und dem 6. Jh. gehören 23 Siedlungsplätze, von denen besonders die ausgedehnten Areale von Zützen 12, Lkr. Dahme-Spreewald, und von Kienbaum 7, Lkr. Märkisch-Oderland, mit Pfostengrundrissen von Langhäusern, Speichergebäuden, Grubenhäusern, Abfallgruben und Brunnen hervorzuheben sind (s. Beiträge Grothe, Döbel). Bestattungsplätze dieser Zeit liegen in Form von Brandschüttungs- und Körpergräbern aus Klockow 33 und Großbahren 4 vor.
Dem slawischen Mittelalter, das von etwa 600 bis 1200 n. Chr. andauerte, können 40 Siedlungsplätze zugewiesen werden, darunter Biesenbrow 34 und 35 in der Uckermark mit herausragendem. Friedhöfe dieser Zeit fanden sich in Neumeichow 14 in der Uckermark und in Gehren 21, Lkr. Dahme-Spreewald. In Gehren konnten in Sichtweite zum Burgwall mehrere jungslawische zusätzlich zu den von der OPAL-Trasse bekannten mittel- bis jungslawischen Grabhügeln und Körpergräbern dokumentiert werden.
Von zeitgeschichtlich großem Interesse waren die Untersuchungen eines Zwangsarbeiterlagers der Deutschen Sprengchemie aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs in Hohensaaten bei Oderberg. Hier konnten Sanitär- und Küchengebäude freigelegt werden, die Rückschlüsse auf die Versorgung und Lebenssituation der Zwangsarbeiter erlauben.weiterlesen
Dieser Artikel gehört zu den folgenden Serien
15,00 € inkl. MwSt.
kostenloser Versand
lieferbar - Lieferzeit 10-15 Werktage
zurück