Schützende Heilige des lateinischen Westens (370–600 n. Chr.)
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Mit dem Ende Westroms stellte sich die Frage, wer nun politische Aufgaben in der Spätantike übernehmen konnte. Lateinische Heiligenviten (Vitae sanctorum) dokumentieren, dass es die ˈHeiligenˈ waren, die zwischen dem vierten und sechsten Jahrhundert n. Chr. einen großen Teil der öffentlichen Funktionen wahrnahmen. In diesen Biographien erscheinen die Heiligen als Mittler zwischen der städtischen und ländlichen Bevölkerung auf der einen und den römischen wie gentilen Machthabern auf der anderen Seite. Bischöfe, Äbte, Äbtissinnen und andere heilige Männer und Frauen setzten sich für die Befreiung von Kriegsgefangenen ein, organisierten die Versorgung mit Nahrungsmitteln und führten Gesandtschaftsreisen durch.
Jan Seehusen zeigt, wie sich die ˈschützendenˈ Heiligen im hagiographischen Diskurs des lateinischen Westens zunehmend etablierten und in welchen Schattierungen ihr Wirken zu beobachten ist. Neben einer neuen Typisierung der Heiligen liegt ein weiterer Schwerpunkt auf der Wirkabsicht und den intendierten Adressaten ihrer Viten. Seehusen macht damit in umfassender Weise rezeptionsästhetische Überlegungen für die Erforschung von Heiligenviten fruchtbar, die zum Verständnis ihrer Genese sowie ihrer Einbindung in die spätantike Lebenswelt insgesamt beitragen.weiterlesen
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