Interdisziplinäre Perspektiven auf ein Konstitutivum des Menschseins
Produktform: Buch
»Schuld« ist ein Basisbegriff in vielen Wissenschaftszweigen. Augenscheinlich ist die grundlegende Funktion von Schuld in der Rechtswissenschaft, wo sie einerseits im Strafrecht (Stichwort Tatschuldstrafrecht) und andererseits im Zivilrecht (Stichwort Schuldrecht) das Fundament für die Rechtsmaterie bildet. Auch wenn in der Psychologie der Realgehalt von Schuld strittig ist, so ist sie in diversen natur-, geistes- und kulturwissenschaftlichen Disziplinen Gegenstand fundamentaler Fragestellungen. In der Philosophie befasst sich vor allem die Ethik mit der wie auch immer definierten Schuld. Die antiken Tragödien drehen sich um verschuldetes wie unverschuldetes Unheil. In der Geschichtswissenschaft wird etwa die Frage nach der Kriegsschuld seit jeher intensiv erörtert, während die Zeitgeschichte einen Fokus auf die Frage nach der Kollektivschuld legt. In der Wissenschaftsgeschichte wird beispielsweise über die mit wissenschaftlichen Entdeckungen einhergehende Schuld disputiert – erwähnt seien hier die Programme zum Bau von Atombomben und Interkontinentalraketen. Soziologie, Kunst- und Kulturwissenschaften befassen sich mit in den heutigen pluralistischen Gesellschaften medial und diskursiv präsenten Formen von Schuld. In der Medizin und in den Naturwissenschaften wird die Quantifizierung und Messbarkeit von Schuld sowie ihr eventueller evolutionärer Vorteil erforscht. Und in der Theologie ist die persönliche Schuld Maßstab für die Beurteilung des Menschen am dies irae.
Diese wissenschaftlichen Disziplinen werden in dem vorliegenden Band miteinander in Beziehung und somit ein fruchtbarer interdisziplinärer Diskurs ins Werk gesetzt.weiterlesen