Noch Fragen? 0800 / 33 82 637

Schuld und Sühne

Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)

Schuld und Sühne sind zwei Seiten einer Medaille: Wer sich beispielsweise Geld leiht, ist verpflichtet, es zurückzuzahlen. Menschen wiederum, die Geschenke oder immaterielle Hilfe erhalten haben, stehen moralisch in der Schuld anderer, sich zu revanchieren. Schuld ist aber auch ein Stigma der Ächtung. Wer Schuld trägt, muss sühnen oder Buße tun. Man kann sagen, »Schuld« – finanziell, moralisch, juristisch – ist eine Essenz unseres Zusammenle­bens. Sie bestimmt maßgeblich unser zwischen­menschliches Handeln. Und durch die Corona-Pan­demie befeuert, wird über Schulden noch mehr dis­kutiert und geschrieben als zuvor. Unser neues Themenheft [Schuld und Sühne]– frisch aus dem Druck – handelt von der Ge­nese der Schuld und des Schuldbegriffs. Es zeigt die anthropologischen Zusammenhänge von morali­scher und geldlicher Schuld. Es handelt davon, wie sich Schuld mit ihrer Rationalisierung, Individuali­sierung und Moralisierung ändert und was sie in mo­dernen Zeiten – auch und vor allem in ökonomischer Hinsicht – bedeutet. Was etwa hat Überschuldung mit Moral zu tun? Dass wir für moralische Schuld und geldliche Schuld das gleiche Wort verwenden, mag auch eine ent­scheidende Ursache für die gemeinläufige Proble­matisierung von Staatsschulden sein. Traditionelle Ökonomen stehen dem Staat, seinen Ausgaben und seinen Schulden skeptisch gegenüber und würden das Biest am liebsten »aushungern«. Staatsschul­den seien nicht generationengerecht, da sie den zu­künftigen Generationen den Schuldendienst in Form von Zinsen und Tilgung aufbürdeten. Oder weil Schulden von heute die Steuern von morgen seien. Doch auf dem Feld der Staatsökonomie stellt sich die Sache gänzlich an­ders dar. Staatsschuld ist keinesfalls per se etwas Verwerfliches. Im Gegenteil, dem Staat kommt eine zentrale Rolle im Wirtschaftsgeschehen zu, nicht nur in der Corona-Krise. Und es sind die Schulden des Staates, die es privaten Haushalten erlauben, Vermögen aufzubauen. Schulden werden also missverstanden und ohne ihre Kehrseite gesehen – dass nämlich jede Schuld auch für irgendjemanden gleichbedeutend mit einer Forderung ist. Anders ausgedrückt: Die Fokussie­rung unserer moralischen Aufmerksamkeit liegt auf dem Schuldner und nicht auf dem Gläubiger. Dieser fundamentale Wandel im Verständnis von Schulden im Vergleich zu früheren Zeiten ‒ der Antike oder des Mittelalters – wirft die Frage auf, ob wir nicht den Schuldenbegriff ent-moralisieren, das Kredit­wesen aber re-moralisieren sollten.weiterlesen

Sprache(n): Deutsch

Verlag: Makroskop Mediengesellschaft

Erscheinungsdatum: 30.11.2020

Seiten: 96

Auflage: 1

Herausgegeben von Makroskop Mediengesellschaft mbH

12,00 € inkl. MwSt.
kostenloser Versand

lieferbar - Lieferzeit 10-15 Werktage

zurück