Als Student der Mathematik an der Uni Linz sollten ihn komplexe Terme eher interessieren, am wohlsten fühlt er sich aber in der gut ausgesessenen Kuhle auf der Couch vor seinem Fernseher in seinem Studentenzimmer, insbesondere wenn Sportübertragungen am Programm stehen – denen er sich an den Wochenenden von Frühmorgens bis in die Nacht hinein in genüsslicher Absichtlichkeit hingibt. Glücklicherweise hat er Freunde, seinen medizinstudierenden Maturakollegen Gerhard, den prototypisch wortkargen finnischen Austauschstudenten Jaakko und den politisch engagierten Hanno aus Hamburg, die ihm in jugendlicher Nonchalance immer wieder veranschaulichen, wie erbärmlich doch sein angepasstes Eigenbrötlerdasein ist.
Doch es ist eine unruhige Zeit, der auch er sich auf die Dauer nicht entziehen kann. Linz ist zur Hauptstadt gut organisierter Hassdemonstrationen geworden, und allwöchentlich werden Gegendemonstrationen veranstaltet.
Bald brennen die ersten Polizeiwägen, das lodernde Feuer ist weithin zu sehen und überzieht die Stadt mit einem unheilvollen Schimmer. Sportereignisse und Studium werden angesichts dessen zu etwas ziemlich Nebensächlichem. Einzig das blonde Haar, der süße Duft, die geschmeidigen Unterarme seiner Zufallsbekanntschaft Lisa – Kindergärtnerin und Nichte des großen »Archie the Ax«, des Helden der Black Wings – beschäftigen ihn ebenso sehr wie die unangenehme Situation, die sich scheinbar ganz plötzlich, wie aus dem Nichts ergeben hat.weiterlesen