Schwimmende Städte, künstliche Berge, vertikale Farmen und fliegende Häuser: In der Architektur sind Utopien wieder en vogue. Sie erforschen unwirtliche Territorien, finden Lösungen für kollabierende Systeme und entwerfen von gesellschaftlichen Zwängen oder Schwerkraft befreite Strukturen. Seit jeher ist die Funktionsweise von Utopien eine mehrfache, erlauben sie doch eine Überschreitung der Wirklichkeit und zugleich eine vehemente Kritik an dieser.
1930 prognostizierte Buckminster Fuller den kosmischen Bankrott und setzte diesem Häuser in Raumfahrttechnologie entgegen. 1960 erfolgte eine ironische Umformung dieser Technologien, wenig später uminterpretiert in eine Architektur für maximalen Lustgewinn. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts verschwanden architektonische Utopien weitgehend und machten Bauboom und Pragmatik Platz.
Neustadtplanungen im Turbokapitalismus benötigen schnelle Konzepte, eine globale Architektur – sie wachsen wahrscheinlich besser ohne Utopien. Doch Klimawandel, Katastrophen und soziale Ungleichheiten lassen sich nur selten im Jetzt lösen und machen ein Abdriften in Möglichkeiten plausibel. Wie umgehen mit Dürre, Überschwemmungen und Müllbergen? Was künftig tun mit den Städten, der Landschaft, den Wüsten und dem Meer? In der Reihe Linzer Augen der Kunstuniversität Linz versammelt Schwimmende Städte, fliegende Häuser Texte zur Gegenwart der Stadt und zu möglichen Gegenwelten.
Mit Beiträgen von: Amid Cero 9, Boris Ceko, Andrea Maria Dusl, Heidulf Gerngross, Sibylle Hamann, Magnus Larsson, Bruce Matthews, Sabine Pollak, Lars Schmid, Jan Tabor, Liam Young u. a.
Sabine Pollak studierte Architektur, promovierte 1995 und habilitierte sich 2003. Sie leitet gemeinsam mit Roland Köb das Architekturbüro Köb&Pollak Architektur Wien und arbeitet in den Bereichen Urbanistik, Wohnbau, Architekturtheorie und Genderforschung. Seit 2008 leitet sie die Abteilung Architektur¦Urbanistik an der Kunstuniversität Linz.weiterlesen