H.-E. Wenzels letzte Lyrikveröffentlichung liegt 25 Jahre zurück. Nach Poesiealbum
(1981) und seinem Debut Band „Lied vom wilden Mohn“ (1982) erschien sein vorerst
letzter Gedichtband „ Antrag auf Verlängerung des Monats August“ (1986). Es folgten
Prosa und Bühnentexte, sowie 2009 „Hundert Lieder“.
H.-E. Wenzel konzentrierte sich in den letzten Jahren auf die Verbindung von Text und
Musik. 2010 erschien seine dreißigste CD „Kamille und Mohn“.
Wenzels neuer Gedichtband versammelt Texte ganz unterschiedlicher Provenienz: Neben
Lied und Ballade kommt das ausgreifende Langgedicht ebenso zu seinem Recht wie die
epigrammatische Notiz. Immer aber ist ein Ich anwesend, das schonungslos sich und die
Welt befragt. Es verneigt sich am Bosporus vor Mond und Meer, ist traurig in Sevilla und
eingefangen in das Elend der herrenlosen Hunde in Managua, spürt das Echo der
Wellen in seinen Lenden und die Umklammerung der Höllen. Es erkundet den Schnee
Europas wie die eigenen Abgründe im Kontakt mit alten Göttern; ein Experte in
unerwarteten Katastrophen. Dabei stehen dem Dichter Wen zel sehr verschiedene
Tonlagen auf der poetischen Klaviatur zur Verfügung: Durchheiterte Melancholie,
scharfzüngiger Sarkasmus, elegische Introspektion wie auch die leise Ansprache an die
Geliebte. Mit Brecht, Theodor Kramer oder Robert Desnos an seiner Seite zeigt er, was
gute Lyrik vermag: Das Ich in die Welt zu halten und die Welt in das Ich, und zwar so,
dass wir tief berührt werden können.
Wenzel hat seinen Lyrikband auf bezaubernd berührende Art und Weise eingelesen und
eingesungen. So finden sich auf dieser Doppel CD auch zwölf musikalische
Erstveröffentlichungen!
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