Die „Minsker Zeitung“ erschien von April 1942 bis Juni 1944 in deutscher Sprache; Sitz von Verlag und Redaktion war die Hauptstadt des Generalkommissariats Weißruthenien. Mit ihr war ein neuer Zeitungstyp in der nationalsozialistischen Medienlandschaft etabliert: die Besatzungspresse. In insgesamt 14 okkupierten Ländern Europas gaben die Nationalsozialisten Besatzungszeitungen heraus, die offen den deutschen Anspruch auf dauerhafte Herrschaft über Europa unterstrichen.
Svetlana Burmistr gibt in ihrer Studie einen Überblick über die deutschsprachige Besatzungspresse in Europa und deren Förderung durch den Zentralverlag der NSDAP Franz Eher Nachf. Eingehend untersucht sie die lokalen gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Entstehung und Tätigkeit der „Minsker Zeitung“. Sie beleuchtet den journalistischen Hintergrund von Redaktionsmitgliedern, die fester Bestandteil der Besatzungsgesellschaft in Minsk waren, und schildert den Einsatz jüdischer Zwangsarbeiter in der Druckerei und den Wirtschaftsbetrieben der „Minsker Zeitung“. Schwerpunkt der Studie ist die umfassende Analyse von Selbst- und Fremdbildern in der Berichterstattung der Zeitung. Sichtbar werden so die Komplexität und Vielschichtigkeit des nationalsozialistischen Weltbildes, das die Journalisten an die Situation vor Ort und stets auch an den Kriegsverlauf anpassten.weiterlesen