Der vorliegende Band bietet Einblicke in Leben, Wirken und Schrifttum von Sepp Schindler (1922-2012), dem „Vater“ der österreichischen Bewährungshilfe.
Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg die Jugendkriminalität in Österreich sprunghaft an. Die gesellschaftliche nach-nationalsozialistische Reaktion darauf war eindimensional und bestand vor allem in Wegsperren der Jugendlichen. Erstmals aufgerüttelt wurden Justiz und Öffentlichkeit 1952 durch den Aufstand der ‚Zöglinge‘ in der Bundesanstalt für Erziehungsbedürftige in Kaiser-Ebersdorf, wo Sepp Schindler als Psychologe tätig war. Er erlebte die dort herrschenden unmenschlichen Bedingungen und begann nach Alternativen zu suchen. Im gleichen Jahr, 1952, wurde in Deutschland die Bewährungshilfe gegründet, die zunächst als ‚role model‘ für die Entwicklung in Österreich diente. Das 1949 in Wien gegründete, auf der Tradition August Aichhorns basierende Institut für Erziehungshilfe, die aus den USA kommende Case Work Methode und der Einfluss einiger Jugendrichter prägten diese Entwicklung, die in das Jugendgerichtsgesetz von 1961 mündete.
Mit seinem ausgeprägten Sinn für die psychosozialen Bedarfslagen von straffälligen Jugendlichen, entwickelte Sepp Schindler den methodischen Ansatz der österreichischen Bewährungshilfe. Es gelang ihm, dafür Bündnispartner zu finden und Entscheidungsträger von der Sinnhaftigkeit der Bewährungshilfe zu überzeugen, die im Jahre 1957 als „Arbeitsgemeinschaft Bewährungshilfe“ begründet wurde.weiterlesen