Träume inspirierten nicht nur die Surrealisten Anfang des 20. Jahrhunderts, sie bestimmen auch später im Phantastischen Realismus das künstlerische Schaffen. Diese Stilrichtung wird jedoch von den Schrecken des Zweiten Weltkriegs überschattet, weshalb in der Beschäftigung mit dem nächtlichen Erleben oft traumatische Kriegserfahrungen zum Ausdruck kommen. So auch im zwischen Traum und Alptraum changierenden graphischen und zeichnerischen Werk von Caspar Walter Rauh (1912–1983), einem wichtigen Vertreter des Phantastischen Realismus in Deutschland. »Sich träumend über die Misere zu erheben, sich eine eigene Welt zu bauen – einen Zaubergarten«, ist sein Ziel. Mal düster, mal mit Augenzwinkern erträumt er bizarre Welten voller Mischwesen.
Dieser Katalog erscheint begleitend zur vom DFG-Graduiertenkolleg »Europäische Traumkulturen« (GRK 2021) kuratierten Ausstellung Caspar Walter Rauhs Traumwelten – Druckgraphik im Phantastischen Realismus in der Saarländischen Universitäts- und Landesbibliothek, die erstmals Caspar Walter Rauhs Druckgraphiken aus Mainfranken ins Saarland bringt. Ausstellung und Katalog präsentieren Radierungen, Druckplatten und bibliophile Mappenwerke aus Privatbesitz und dem Nachlass sowie aus der Sammlung der Oberfrankenstiftung im Kunstmuseum Bayreuth. Diese werden ergänzt von fünf Beiträgen, die das Werk und Leben des Künstlers näher beleuchten.weiterlesen