Simone Piorek hat mit vorläufigem Abschluss 2021 Material zusammengetragen, das vom MfS über sie und ihren damaligen Freund und zu dem vorgeblich von beiden geplanten Versuch, die DDR illegal zu verlassen, angelegt worden ist. Heute lächerlich klingende Begründungen, beispielsweise das kurzzeitige Benützen eines schrottreifen Mopeds machen aus dem nie tatsächlich geplanten Republikfluchtvorhaben einen „Versuch im schweren Fall“.
Sie hat auch minutiös zusammengetragen, welche gesundheitlichen und beruflichen Handlungsstränge ihres Lebens den Anfang in der traumatisierenden Behandlung haben. Allein das mutwillige und brutale Zerbrechen beruflicher Träume mündet auch nach 1990 in ein wiederkehrendes Staccato aus arbeitssuchend, Arbeitslosenhilfe, Krankschreibung. Kurze Erholung bildet eine erste Phase der Selbständigkeit; dann aber vor allem die respektgebietende achtjährige Tätigkeit als Projektleiterin einer Kreativwerkstatt im Rahmen einer „Maßnahme“. Bis heute folgen weitere Versuche der beruflichen Selbständigkeit.
Frau Piorek hat in der Rückschau auf die Weichenstellungen in ihrer Jugend nicht nur nacherlebbar gemacht, wie Körper und Seele auf die traumatisierenden Umstände seither reagieren. Ich verdanke ihr detailreiche Schilderungen der Behandlung, der sie und ihr Freund im Durchgangsheim Schmiedefeld ausgesetzt waren und wie beide nach der Entlassung eine fast lückenlose Fortsetzung der Drangsalierung ausgesetzt waren. Erschütternd ist, wie nun, in „Freiheit“, in ihrem gewohnten Umfeld, unter Schülerinnen und Schülern, Lehrerinnen und Lehrern, Verwandten, kaum Unschuldige oder Mitfühlende auszumachen sind.weiterlesen