Peter Lamborn Wilson, besser bekannt unter seinem Pseudonym Hakim Bey, beschreibt in diesem anspruchsvollen, aber kurzweiligen Werk Ausdrucksformen mystisch-religiöser Praktiken und Lehren, die von orthodoxen Muslimen als Blasphemie und Ketzerei betrachtet werden, weil sie – für letztere undenkbar – zur ekstatischen Erfahrung des Einsseins mit dem Göttlichen führen, oder auf einer solchen Erfahrung aufbauen. Das Spektrum reicht von Drogengebrauch zu heiliger Pädophilie, vom "Dolmetsch des Begehrens" zu verschlüsselten künstlerischen Darstellungen der verbotenen Lehren. Ganz ausdrücklich ist dieses Buch kein Werk "über den Islam". Es nimmt bestimmte, die Leitplanken der Orthodoxie radikal durchbrechende mystische Strömungen des Islam als Diskussionsmaterial über die existentielle Grundverfasstheit des Welt und des Menschen, und was daraus an Lebens- und Liebesvollzug geschlossen werden könnte. "Nichts ist wahr. Alles ist erlaubt.", wird einer der Großmeister des Sufi-Zweigs des Ismailiten zitiert. Um diese Überschreitung, ja Auslöschung des eigenen Selbstbildes erfahren (denn auch dieses zählt zum Unwahren), darf alles dienen: Der rituelle Gebrauch von Haschisch und Opium, die Versunkenheit in die Schönheit eines Knabenkörpers, ein sinnliches Sehnen, das um den Verstand bringt. Wer seinen Verstand in dieser Richtung überschreitet, wer sich von seinem Sehnen in die Ich-Losigkeit führen lässt, für den gilt kein Gesetz, weil er mit ihm, dem göttlichen Gesetz, der Wahrheit, eins geworden ist. Das Buch beschreibt die Tabus, die dann, und auf dem Weg dorthin, gebrochen werden. Gesucht wird ein Zustand, der, in der Parabel des Sufi-Mystikers Attar, dem der Motte entspricht, wenn sie sich in ihrer Sehnsucht nach der Flamme dieser hingegeben hat: Wer dort weilt, "schickt keine Nachricht zurück." Eine befreiende Sammlung von Wegweisern und inspirierenden Berichten zu und aus einem inneren Land, wo nur die Wahrheit gilt und Rumis Einladung gilt: "Draußen, jenseits von richtig oder falsch, liegt ein Feld. Dort will ich Dich treffen!"weiterlesen