„„Vom Sturm zerrissen und vom Meere verschlungen“ - wer wollte wohl glauben wollen, dass dies die Geburtsstunde von etwas beschreibt, zudem von etwas Schönem? Und doch ist dies das apokalyptische Szenario, in welchem ein wunderbares Fleckchen Erde inmitten der Nordsee das Licht der Welt erblickt hat, fast wie Venus aus dem Meeresschaume: Norderney! Die einführenden Worte entstammen einer Reportage aus der Frühzeit des deutschen Radios und verweisen auf das Ende der ursprünglichen Insel Buise 1362 in einer gewaltigen Sturmflut. In zwei Teile gerissen versank das eine nach und nach in der See, während das andere – Oesterende genannt – fortbestand und ab 1550 den Namen „Norder Neys Oog“ trug, aus dem später Norderney wurde. Der Radioreporter berichtet mit schnarrender Stimme vom Leben auf dem „Jungspund“ der sieben großen und bewohnten Ostfriesischen Inseln und ihrer sechs kleinen, unbewohnten Schwestern. Das Eiland sei „völlig durchpulst von Gegenwartsleben in durchaus städtischem Charakter“. Es mag schwerfallen, hierin Worte von vor 90 Jahren zu erkennen, denn wie viel mehr scheinen sie das Leben auf diesem Kleinod unter den Perlen der deutschen Nordseeinseln in unserer heutigen Zeit zu beschreiben? Und wo das Leben pulsiert, dort schreibt es seine vielzähligen, erstaunlichen, bunten bis skurrilen Anekdoten und Geschichtchen. Vielzählig? Ja, aber nicht unzählig – jedenfalls nicht in diesem Buch, das in Ihren Händen liegt. Vierhundertvierundvierzig faktisch belegte Geschichten aus und um und über Norderney versammelt es und wird Ihnen hoffentlich ein unterhaltsamer Begleiter sein – ob auf der Insel oder auf dem Festland, ob Sie Norderney-Fan sind oder sich auf den besten Weg machen wollen, dies zu werden. Ein lohnendes Reiseziel, eine imposante Schnapszahl und skurrile Fakten? Vielleicht kommt Ihnen das ja bekannt vor. Denn wenn Sie Fan des WOLL-Verlags sein sollten, könnte Ihnen auch mein erstes Buch bekannt sein: „Sollteste kennen. Unnütze Fakten, Sauerland’. 555 skurrile Fakten zum Staunen und Beömmeln“. Sie ahnen es, ich bin sozusagen 24/7 auf der Suche nach den Paradiesen auf Erden und all dem „unnützen Wissen“, das sich über sie zusammentragen lässt. Aber was ist im Leben schon unnütz? Wenn Sie sich unterhalten fühlen von diesem Buch, wenn Sie schmunzeln müssen, hier und da verwundert die Stirn in Falten legen, wenn sie beim nächsten Norderney-Trip den Rotschenkel suchen, sich einen Milchreis gönnen, die Treppenstufen des Norderneyer Leuchtturms zählen oder vielleicht einfach nur den TUS Norderney aufsuchen – dann hat dieses bescheidene Werk seinen Sinn und Zweck erfüllt. Holen wir doch noch einmal die sonore, dramatisierende Stimme des Radioreporters aus der Distanz von knapp 90 Jahren in unsere Vorstellung: „Fischersfrauen ziehen vorüber mit näselndem, breiten Singsang, sie wollen zum Würmergraben“. Ich habe leider (noch) keine Kenntnis, ob dieses Idyll in unserer heutigen Zeit von Mallorca-Barde Mickie Krause illustriert wird, wenn er beim Joggen vorüberzieht, aber sollte ich ihn zukünftig näselnd beim Würmergraben erwischen, wäre dies sicherlich Anlass genug, dieses Buch um mindestens einen weiteren Fakt zu ergänzen. Vielleicht laufen wir uns ja beim Sammeln auf der Insel über den Weg! Bis dahin ein gutgelauntes „He!“ Bastian Struwe und Marius Rossweiterlesen