Die Westempore ist integraler Bestandteil spätgotischer Sakralbauten und darf als weltlicher Gegenpol zum östlich situierten und geheiligten Raum des Chors gedeutet werden. Mit Westempore und Chor wird eben jene Polarität evident, die in Form kaiserlicher Macht einerseits und den Ansprüchen päpstlicher Instanzen andererseits die politische und kulturelle Geschichte des Abendlandes geprägt hat. Bauform und Dekor von Westemporen stellen daher kulturhistorische Zeugnisse dar, die nicht nur ein Licht auf Herkunft, Wandel und Entwicklung dieser besonderen und von der Bauforschung lange vernachlässigten Baueinheit christlicher Kirchenbaukunst werfen, sie sind auch als Abbild gesellschaftlicher und religiöser Umwälzungen zu verstehen, die insbesondere den Ausklang des Mittelalters im 15. und den Beginn des 16. Jahrhunderts begleitet haben.
Eine umfassende fotografische Dokumentation und detaillierte Beschreibungen von mehr als 100 Objekten des österreichischen Raums, die durch zahlreiche Skizzen (Grundrisse, Querschnitte, Profile) ergänzt werden, sollen die Aufmerksamkeit auf eine Epoche lenken, die mit österreichischer Kunst- und Kulturgeschichte eng verknüpft ist.
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