Soziale Poetik und Überwindung des Gesellschaftszustandes am Beispiel der Situationistischen Internationale
Produktform: Buch
Wir leben im Zeitalter der „notleidenden Banken“, „der Abwrackprämien“ und des „Eurorettungsschirmes“. Sicher schimmert auch durch diese recht spektakulären Euphemismen hindurch, dass die Mechanismen der Gesellschaft und Wirtschaft neu zu überdenken sind. Doch wie beschreibt man eine Gesellschaft, deren Teil man ist und deren Paradigmen man verinnerlicht hat?
Die Situationistische Internationale ist eine Gruppierung, die diesen Versuch bereits vor über 45 Jahren unternommen hat. Sie entwickelte eine umfassende und detaillierte Kritik des Alltagslebens samt seiner wirtschaftlichen, politischen, kulturellen und räumlichen Strukturen. Sie hatte es sich zur Aufgabe gemacht, ein revolutionäres Bewusstsein durch die Konstruktion von Situationen zu erzeugen. Durch einen bestimmten Aufbau, der technische Mittel einsetzte, um bestimmte Überraschungseffekte zu erzeugen, sollten Menschen in eine Situation verwickelt werden, die sie dazu bringen sollte, selbst aktiv zu werden und vorgegebene Strukturen zu überwinden.
Die Interpretationspanne der Situationistischen Internationale in der Forschung ist dementsprechend weit. Sie reicht von der Wahrnehmung der SI als eine unbekannte, radikale Randgruppierung bis hin zur künstlerischen und beinahe gesellschaftsfähigen Avantgarde. Im Gegensatz dazu stellt diese Arbeit die SI zuerst vor den sozio-kulturellen Hintergrund und untersucht, welche Inhalte die SI hatte und welche Ziele sie verfolgte. Dabei wird auch erörtert, ob die SI, wie zunächst vermutet werden mag, in ihrer Radikalität die Gesellschaft nur durch die Brille ihrer eigenen Ideologie wahrnahm. Hierzu erfolgen im Lauf dieser Untersuchung mehrere Exkurse, denn erst der Einblick in die Werke verschiedenster Künstler und Wissenschaftler wie Edward Bernays, Roland Barthes, Noam Chomsky oder Frantz Fanon ermöglicht, einen weiten sozio-kulturellen Horizont aufzuspannen. Des Weiteren zeigt diese Arbeit, dass die SI mit dem Prinzip der inszenierten Situation einen neuen, virtuellen Raum öffnete. Durch Manifeste und andere Veröffentlichungen in ihrer Zeitschrift internationale situationniste erfolgte die poetische Antizipation einer neuen Realität, die später in den Maiereignissen tatsächlich eintrat.weiterlesen