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Spektrum Spezial BMH 4/2024 - Altern

Was uns länger leben lässt

Produktform: Buch

Mein Großvater wurde 95. Ob ich das auch schaffe, weiß ich nicht. Allerdings sehen meine Chancen wesentlich besser aus als damals seine: In seinem Geburtsjahr 1888 lag die statistische Lebenserwartung von Männern in Deutschland bei unter 40 Jahren, mein Jahrgang 1962 konnte bei der Geburt schon mit 67 Jahren rechnen, und ein heute geborener männlicher Säugling darf auf 78 Lenze hoffen – neugeborene Mädchen sogar auf 83. Dank besserer Lebensbedingungen und medizinischen Fortschritts nahm die Chance auf ein hinausgezogenes Ende stetig zu. Geht das immer so weiter? Wo liegt die biologische Obergrenze für das menschliche Dasein? Darüber streiten sich die Fachleute (siehe »Wie lange können wir leben?«), aber die 122 Jahre, welche die Französin Jeanne Calment als bisherige Rekordhalterin für das höchste dokumentierte Lebensalter eines Menschen erreichte, dürften die Ausnahme bleiben. Etliche physiologische Mechanismen des Alterns sind bereits bekannt (siehe »Was uns altern lässt«). Eine wichtige Rolle spielen hierbei die Endstücke der Chromosomen, die so genannten Telomere, die sich bei jeder Zellteilung verkürzen. Demnach könnte man anhand der Telomerlänge das biologische Alter abschätzen. Doch »Telomere sind keine Kristallkugeln«, warnt Nobelpreisträgerin Elizabeth Blackburn im Gespräch mit meinen Kollegen Michaela Maya-Mrschtik und Frank Schubert. Physiologische Parameter können also nicht sicher vorhersagen, wie alt jemand wird. Die Prognosen zur Lebenserwartung sind rein statistisch – das Leben bleibt eine Lotterie. Die Tücken, die hinter Statistiken lauern, verrät uns Christoph Pöppe: »Der Tod kommt stets zu früh«. Interessanter als das Höchstalter ist die Frage: Wie lange kann ich gesund leben? Hier sieht es leider düster aus, denn mit zunehmendem Lebensalter steigt das Risiko für Krankheiten rapide. Ein berüchtigtes Beispiel hierfür ist die Alzheimerdemenz, die sich trotz großer Forschungsanstrengungen immer noch hartnäckig wirkungsvollen Therapien entzieht (siehe »Behandeln, bevor es zu spät ist«). Eine Demenzerkrankung erscheint somit als persönliches Schicksal, das manche trifft, während andere verschont bleiben (siehe »Rätselhafte Immunität«). Allerdings mischen auch hier Umweltfaktoren wie etwa die Feinstaubbelastung mit (siehe »Dicke Luft«) – was die Forderung nach effektivem Umweltschutz unterstreicht. Letztlich haben wir es nicht in der Hand, unser Ableben vorherzusehen oder gar hinauszuzögern. Mir bleibt wohl nichts anderes übrig, als möglichst lang aktiv zu bleiben und auf meine Gesundheit zu achten. Man muss es dabei nicht gleich übertreiben und akribisch per Fitnessracker die eigenen Gesundheitsdaten rund um die Uhr überwachen. Stattdessen setze ich lieber auf einfache Rezepte: Viel Gemüse und wenig Fleisch essen, regelmäßige Bewegung, nicht rauchen, ausreichend Schlaf und soziale Kontakte pflegen. Vielleicht schaffe ich es damit ja, meinen Großvater noch zu übertreffen. Ein langes, gesundes Leben wünscht Ihnen Ihr Andreas Jahn, Redaktion Spektrum der Wissenschaft.weiterlesen

Dieser Artikel gehört zu den folgenden Serien

Sprache(n): Deutsch

ISBN: 978-3-9589285-4-1 / 978-3958928541 / 9783958928541

Verlag: Spektrum der Wissenschaft

Erscheinungsdatum: 18.10.2024

Seiten: 84

Auflage: 1

Autor(en): Spektrum der Wissenschaft

9,80 € inkl. MwSt.
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