Es muss ihm davor gegraust haben. Ständig suchte er nach neuen Ausreden und bettelte um Aufschub. Aber die Komiteemitglieder blieben zunächst gnadenlos – forderten doch ihre Statuten: »Der Preisträger ist verpflichtet, nach Möglichkeit einen Vortrag über ein Thema zu halten, das mit der Arbeit zusammenhängt, für die er den Preis erhalten hat.« Schließlich gaben sie doch auf und schickten dem von Lampenfieber geplagten Wilhelm Conrad Röntgen seine Medaille per Post. Und so heißt es in den Sammlungen der Nobelvorlesungen über den ersten Physiknobelpreisträger schlicht: »Professor W. Röntgen hat keinen Vortrag gehalten.« Die »X-Strahlen«, wie Röntgen das von ihm entdeckte Phänomen bezeichnete, revolutionierten die Medizin (S. 76). Heute kommt keine Orthopädiepraxis ohne Röntgenröhre aus; und in Form der Computertomografie erstellen Ärztinnen und Ärzte binnen weniger Sekunden hochauflösende Bilder des Körperinneren (S. 70). Dr. Technik hat jedoch noch mehr Werkzeuge in petto: Roboter fungieren als OP-Assistenten (S. 6), Kniegelenke werden per Biochip untersucht (S. 14), Dentisten kreieren künstliche Zähne (S. 28). Die rasante Entwicklung eines neuen Impfstoffs, der Millionen Menschen von einer mit unter tödlich verlaufenden Coronavirus-Infektion bewahrte, demonstriert eindrücklich die Leistungsfähigkeit der heutigen ärztlichen Kunst (S. 54). Und wenn Chemiker komplette Organe durchsichtig machen (S. 64), grenzt das schon fast an Zauberei.weiterlesen