Die Festschrift zu Ehren von Karl-Heinz Brodbeck umfasst vier Bereiche, die das kreative Schaffen von Brodbeck auszeichnen:
1. Die Beiträge handeln von Räumen der Kritik an vorherrschenden und erstarrten Denkformen, die jede Form des lebendigen Nachdenkens über die Probleme der Zeit verhindern – wobei die Denkformen der Wirtschaftswissenschaften mit ihren Vorstellungen des Maschinellen, Automatischen und Sachzwanghaften im Mittelpunkt stehen.
2. Die Beiträge wollen Räume des bewussten Nachvollzugs gesellschaftlich vorherrschender Denkgewohnheiten eröffnen, die normalerweise unter dem Radar unserer Achtsamkeit liegen.
3. Sie erschaffen Räume des Dialogs, in denen sich unterschiedliche Wissenschaften aufeinander beziehen und miteinander ins Gespräch bringen können.
4. Sie eröffnen Räume der Ermutigung, in denen sich die eigenen individuellen Grenzen und Gewohnheiten überwinden lassen und das Leben selbst sich zum Positiven wandelt und aus dem inneren Reichtum leben lässt. In diesem Kontext stehen insbesondere die Werke von Brodbeck zur Kreativität, die auf seinem vom Buddhismus geprägten Menschenbild beruhen.
In diesem Band kommen Personen aus der Philosophie, der Ökonomie, den Geschichts- und Kulturwissenschaften, der Theologie, der Psychotherapie, der Ethik und der Kunst zu Wort. Sie setzen sich – die meisten explizit – mit den Theorien von Brodbeck auseinander und beziehen sie sich in vielfältiger Weise aufeinander. Trotz der unterschiedlichen Standpunkte, die hier eingenommen werden, sind viele Gemeinsamkeiten erkennbar. Die Fülle der angesprochenen Themen spiegelt die Fülle des Gesamtwerks von Karl-Heinz Brodbeck wider.
Die einzelnen Beiträge sind gegliedert nach
• Kreativität: wie Neues entsteht und welche Bedeutung der Kreativität heute zukommt
• Philosophie des Wissens und des Erkennens: wie wir unsere Welt deuten und wie der Begriff Wahrheit in Zeiten von Fake News verloren geht
• Grundfragen der Ökonomie, insbesondere philosophischer und methodologischer Art
• Ökonomie und Wissen: Fragen von Wissen und Nichtwissen sowie von Formen der Erkenntnis in den vorherrschenden ökonomischen Theorien
• Wirtschaftsethiken: Formen von Ethiken und Reflexionen über ethisches Verhalten in wirtschaftlichen Praktiken
• Bildung: eine kritische Bestandsaufnahme zu der Transformation von Wissenschaften durch den Bologna-Prozess
• Kulturgeschichten zur Geschichte von Geld und Geldformen sowie zu den Einstellungen zu Kulturen, die vom Umgang mit Geld und den daraus resultierenden Folgen geprägt sind
• Buddhismus sowie Achtsamkeit: in ihren Bezügen zur japanischen Philosophie, zum Deutschen Idealismus – und am Schluss in praktischen Handlungsanleitungen.
Silja Graupe, Walter Otto Ötsch, Florian Rommel
Spiel-Räume des Denkens. Zur Einführung
Robert Hugo Ziegler
Walzer und Löwenzahn. Eine materialistische Theorie der Entstehung von Neuem
Wolfgang Ullrich
Die Karriere der Kreativität
Karl Garnitschnig
Wie wir unsere Welt deuten
Hans Rudi Fischer
Lügen, Bullshit, Fake News. Alternative Wahrheiten aus den Asylen der Ignoranz
Annika Schlitte
Geld – Denken – Vergesellschaftung
Klaus-Jürgen Grün
Das Spiel und seine Kontrolleure. Über die Angst vor dem offenen Ende
Steffen W. Groß
Weder rein nomothetisch noch allein idiographisch. Philosophische Gründe für die Bestimmung der Ökonomie als
Kulturwissenschaft
Wolf Dieter Enkelmann
Wirtschaftsphilosophische Anfänge
Christian Julmi
Wissenschaftstheoretische Grundlagen einer anwendungsorientierten postmechanischen Ökonomie
Sebastian Thieme
Die Ökonomik als Sozialwissenschaft? Kritische Anmerkungen zur Pluralismus-Debatte
Claus Thomasberger
Der Wettbewerb als Verschleierungsverfahren
Walter Otto Ötsch
Wissen und Nichtwissen angesichts „des Marktes“. Das Konzept von Hayek
Clemens Sedmak
Ökonomie und Erkenntnis
Ulrich Thielemann
„Ökonomie ist Ethik.“ Aber welche? Eine kritische Auseinandersetzung mit der Wirtschaftsethik Karl-Heinz Brodbecks
Carsten Herrmann-Pillath
Plädoyer für einen aristotelischen Eid im Finanzsektor
Alexander Brink
Value Promise. Das Halten von Versprechen als Legitimation unternehmerischer Tätigkeit
Birger P. Priddat
Schuld und Schulden. Indulgenz und Restitution als Ökonomie des Verzeihens
Harald Schwaetzer
Bildung gestalten – Zum Ineinsfall von Bildung und Geschichte. Ein Essay
Ulrich Duchrow
Taoismus und Konfuzianismus als frühe Gegenkulturen zur beginnenden Herrschaft des Geldes
Richard Seaford
Money, Reincarnation, and Karma
Karl Georg Zinn
Bemerkungen zur anhaltenden Provokation des Jean-Jacques Rousseau. 1751: Die radikalste Zivilisationskritik der Geschichte erscheint
Silja Graupe
Vom Lassen der Ziele und Mittel. Auf Spurensuche im Buddhismus
Florian Rommel
Achtsamkeit. In Handeln und Denken
Ronald Milewski
Brodbeck sagt, Buddha sage, Theorien zu haben gezieme sich nicht für einen Vollendetenweiterlesen