Unter den großen Pianisten des 20. Jahrhunderts zählte Aloys Kontarsky zu den vielseitigsten. Er war ein herausragender Interpret der Neuen Musik – die Bezeichnung „Anwalt der Avantgarde“ betrachtete er als Ehrentitel, und das Schaffen Stockhausens, Zimmermanns, Kagels und zahlreicher anderer zeitgenössischer Komponisten ist untrennbar mit seinem Namen verbunden; viele Werke wurden eigens für ihn geschrieben und ihm gewidmet.
Mit seinem Bruder Alfons bildete er fast drei Jahrzehnte hindurch das international führende Klavierduo. „Die Brüder sind genial“, hatte schon Eduard Erdmann euphorisch festgestellt, als sie noch bei ihm studierten. Die Präzision und klangliche Homogenität ihres Zusammenspiels waren singulär: „one pianist in two bodies“ schrieb ein begeisterter amerikanischer Rezensent. Die Verdienste der Brüder Kontarsky um das Repertoire für zwei Klaviere und für Klavier zu vier Händen sind kaum zu überschätzen; durch sie erlangte es gleichsam die Bühnenreife, und ihnen ist es zu verdanken, dass diese Besetzung um die Mitte des 20. Jahrhunderts eine neue Blütezeit erlebte.
Auch als Solist selten gespielter Werke wie Regers Klavierkonzert und als Kammermusiker leistete Aloys Kontarsky Außerordentliches, und nicht zuletzt war er als Dozent der Darmstädter Ferienkurse für Neue Musik und als Professor in Köln ein gesuchter, einflussreicher Lehrer.
Der Pianist Jochen Köhler, einer der letzten Meisterschüler Kontarskys, zeichnet ein höchst lebendiges, facettenreichs Bild seines Lehrers. Biographische Ausführungen werden ergänzt durch ausführliche Erläuterungen zu Kontarskys pädagogischem Wirken und seiner Stellung in der Neuen Musik und sowie durch eine umfassende Würdigung des künstlerischen Vermächtnisses. In eigenen Texten und einer Reihe von Interviews kommt Aloys Kontarsky selbst zu Wort und gibt aufschlussreiche Einblicke in seine Arbeit und sein Denken.weiterlesen