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Spricht die Subalterne deutsch?

Migration und postkoloniale Kritik

Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)

In den letzten zehn Jahren taucht in den Kultur- und Sozialwissenschaften zunehmend der Terminus Postkolonialität auf. Das Präfix “Post” verweist auf die gesellschaftliche Entwicklung nach der Kolonisierung hin, betont aber zugleich eine subtile Fortsetzung des kolonialen Erbes. Denn der Abzug zum Beispiel der britischen Kolonisatoren von Indien, so Despehs Chakrabarty, hätte keine institutionellen Veränderungen mit sich geführt. Politische Institutionen und das Bildungssystem hätten weiterhin nach dem Prinzip der Kolonialisierung gearbeitet. Für die Intellektuellen Indiens hätte dies bedeutet, eine Ausbildung genossen zu haben, die sprachlich und inhaltlich auf das Wissen der Kolonisatoren hin ausgerichtet gewesen sei. “Post”-Kolonialität umschreibt demnach, wie Edward Said betont, die Setzung von zwei scheinbar unsichtbaren imperialen Autoritäten, der des Wissens und der Macht. Für Ruth Frankenberg und Lata Mani beschreibt der Begriff der “Postkolonialität” eine Standortbestimmung. “Postkolonialität” bezeichnet für sie in Anlehnung an Antonio Gramsci und Louis Althusser, eine “conjuncture”, einen Kreuzungspunkt, an dem sich heterogene soziale Ungleichheitslagen auf der Folie postkolonialer Verhältnisse, überlagern (Frankenberg/Mani 1995, S. 292) Die Debatten um die Spuren des Kolonialismus im Werden und Machen von Welt und der Ausformung des heutigen Rassismus im Norden scheinen sich im deutschsprachigen Kontext an zwei verschiedenen Orten zu ereignen. Während die akademische und kritisch-künstlerische, politische Öffentlichkeit “Postkolonialität” als britischen oder US-amerikanischen Import rezipiert, kommt es bei feministischen Theoretikerinnen mit Diaspora-, Exil- und Migrationshintergrund zu einer eigenen Verarbeitung und Weiterentwicklung postkolonialer Kritik und kultureller Produktionen (Hügel 1993, Steyerl, Gelbin/Konuk/Piesche 1999). Insbesondere Schwarze deutsche Feministinnen haben bereits Mitte der 80er Jahre auf die koloniale Beschaffenheit der Bundesrepublik hingewiesen (vgl. Oguntoye u.a. 1986). In diesem Kontext bewegen sich auch die hier gesammelten Beiträge zu Gesellschaftstheorie und postkolonialer Kritik. Wir möchten mit diesem Sammelband zeitgenössiche Diagnosen und Kritiken vorstellen, die die Verhältnisse auf dem Hintergrund der kolonialen Geschichte Europas und der aktuellen Migratrionsregimen diskutieren. Hierfür wurden Beiträge zu den Themenfeldern Migration, soziale Ungleichheit, Bildungspolitik, Gouvernementalität, Queer Theorie und Repräsentationspolitiken gesammelt. Absicht ist es, eine kritische Perspektive auf Entwicklungen und Folgen einer neoliberaler Politiken im Zeichen von Ethnizität, Geschlecht, Sexualität und “Race” zu werfen. Die Autorinnen Hito Steyerl (Hochschule der Künste, Berlin. Autorin der jour fixe initiative), Dr. Encarnación Gutiérrez Rodríguez (Institut für Soziologie, Universität Hamburg), Kien Nghi Ha (Politologe, Berlin. Autor von Ethnizitaet und Migration, 1999), Fatima el Tayeb (Historikerin, Amsterdam), Cathy Gelbin (Germanistin, University of Manchester), Tanya Ury (Künstlerin,Köln) Shirley Tate (Institut für Soziologie, Universität Lancaster), Anil K. Jain (Soziologe, München), Erdal Kaynar (Berlin), Sedef Gümen (Fachbereich Sozialwissenschaften, Universität Hildesheim), Maria do Mar Castro Varela und Maria do Mar Castro Varela (Professorin für Queer und Gender Studies an der Alice-Salomon-Fachhochschule Berlin), Nikita Dhawan (Professur für Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt Gender/Postkoloniale Studien an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main), Patricia T. Alleyne-Dettmers (Kulturanthropologin, Institut für Soziologie, Universität Hamburg), Luzenir Caixeta Grada Kilombaweiterlesen

Sprache(n): Deutsch

ISBN: 978-3-89771-425-0 / 978-3897714250 / 9783897714250

Verlag: UNRAST Verlag

Erscheinungsdatum: 29.02.2012

Seiten: 296

Auflage: 2

Herausgegeben von Encarnacion Gutiérrez Rodriguez, Hito Steyerl

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